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den ernsten Kämpfen gegen jede Macht, welche die Ent-
wicklung dieses Staates nach der vorbezeichneten Rich-
tung stören will, ist das Deutsche Reich mit Deutsch-
österreich vorhanden, dessen Grenzen bis zum Adriati-
schen Meer reichen, um von hier aus durch kräftiges
Wort, Stellung und kräftige Tat diese Bestrebungen,
welche mit dem Gesamtinteresse Europas zusammen-
fallen, zu unterstützen. Durch die Aufnahme Deutsch-Öster-
reichs, Zisleithaniens in das Deutsche Reich würde Seine
Majestät Kaiser Ffanz Joseph den Schlußstein einfügen,
ein Entschluß, der Sr. Majestät den Dank der deutschen
Nation für alle Zeiten sicherte, und die besondere Aner-
kennung der Bevölkerung Deutsch-Österreichs erwirbt. Ist
Deutsch-Österreich dem Deutschen Reiche als selbständiges
Glied eingefügt unter einem österreichischen Fürsten oder
Fürstin, so geht diese Kraft für österreichische Interessen
nicht verloren, wird im Gegenteil viel früher als unter
anderen Umständen für dieselben flüssig gemacht. Die
Organisation ist eine einfache, den Gegner in Schach hal-
tende. Auf der Balkanhalbinsel würde sich keine zweite
Macht außer Österreich festsetzen. Geht Österreich nach
dieser Richtung nicht schnell vor, so wird Rußland es
überflügeln, vielleicht selbst im Adriatischen Meer ein
zweites Sebastopol errichten, um es als Waffenplatz zum
Aufstand der slawischen Bevölkerung auf der Balkanhalb-
insel gegen die Türkei und Österreich zu benutzen (Monte-
negro). Einwanderung der Deutschen nach den Ländern
des Balkans. Das islamitische Kirchengut hat früher den
Bewohnern gehört, ist von den Türken geraubt worden,
wird als Staatsgut der Provinz erklärt und zum Besten des
Staates an Einwanderer in Pacht oder in Kauf gegeben,
und zwar in nicht allzu großen Komplexen. Die türkischen
Staatsschulden werden von den Provinzen nur so weit
übernommen, als die aufgenommenen Kapitalien nachweis-
bar zum Besten der Provinz verwendet wurden. Die
anderen Beträge denen überlassen, die sie gemacht haben.
Hierdurch bekommtNeu-Österreich fast schuldenfreie Län-
der zur Verwaltung. England für den Plan sondieren.
Äquivalent für Äquivalent für Ägypten. Wird Deutsch-
österreich mit dem Deutschen Reiche verbunden, so muß
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Kronprinz Rudolf
Politische Briefe an einen Freund 1882-1889
- Title
- Kronprinz Rudolf
- Subtitle
- Politische Briefe an einen Freund 1882-1889
- Author
- Julius Szeps
- Publisher
- Rikola Verlag
- Location
- Wien - München - Leipzig
- Date
- 1922
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.6 x 19.54 cm
- Pages
- 246
- Keywords
- Habsburger, Österreich-Ungarn, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918