Page - 16 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
Image of the Page - 16 -
Text of the Page - 16 -
16 Johann der Täufer.
dir getauft zu werden, und du kommst zu mir!" Jesus erwiederte:
„Laß es für jetzt nur geschehen; denn für uns geziemt es sich, daß
wir alle Gerechtigkeit erfüllen, und jeder göttlichen Anordnung uns
unterwerfen.« Johannes gab nach, und Jesus wurde von ihm in dem
Jordan getauft. Jesus stieg aus dem Nasser heraus, und bethete.
Sogleich öffnete sich über ihm der Himmel. Der heilige Geist schwebte
sichtbar in Gestalt einer Taube übcr ihn herab, und vom Himmcl
erscholl die Stimme: „Dieser ist mein geliebtester Sohn, an dem ich
mein Wohlgefallen habe." Jesus entfernte sich jetzt wieder, ging in
die Wüste, und Johannes setzte seine Predigten und seine Taufe am
Jordan fort. Bisher war die Meinung der Iudcn von Johannes sehr
verschieden. Einige hielten ihn für den Messias selbst, Andere für
den Elias, noch Andere für sonst einen großen Propheten. Nur die
hohen Priester zu Jerusalem, und der größte Theil der Schriftgelchr-
ten, und Acltcsten des Volks hatten eine andere Meinung von ihm.
Er hatte angefangen zu predigen, ohne vorher bei ihnen anzufragen;
das machte sie schon empfindlich. Er stand in großem Ansehen bei
dem Wolke; das erregte ihren Neid. Er hatte die Pharisäer nach-
drücklicher, als selbst die öffentlichen Sünder getadelt; das beleidigte
ihren Stolz und machte sie unversöhnlich. Anfangs suchten sie ihn
beim Volke durch Verläumdungen um sein Ansehen zu bringen, al-
lein dieses fand keinen Eingang. Sie beschlossen deßwegen, eine feier-
liche Gesandtschaft an ihn zu schicken, und ihm die Erklärung abzu-
fordern: wer er sey? und wer ihn berechtiget habe, öffentlich zu leh-
rend Sie dachten, er werde nicht zu antworten wissen, und so von
selbst sein Ansehen beim Volke verlieren.
Die abgeordnete, aus Priestern bestehende Gesandtschaft kam
wirklich zum Johannes an den Jordan. Eine Menge Volkes war zu-
gegen. Die Priester fragten ihn: „Wer bist du'?" Johannes be-
kannte die Wahrheit. „Ich bin nicht Christus." Sie fragten weiter:
„Wer bist du denn? Bist du Elias?« Er antwortete: „Nein! Ich
bin es nicht." Sie fuhren fort: „Oder bist du vielleicht der Prophet,
für den man dich sonst noch halt?" Er antwortete: „Nein." Da sag-
ten sie: „Wer bist du denn? Sage es uns, damit wir denen, die
uns zu dir gesandt haben, eine Antwort bringen können. Was sagst
du also von dir selbst?" Er sagte: „Ich bin nur eine Stimme in
der Wüste, die da ruft: Bereite den Weg des Herrn, wie es der
Prophet Isaias vorausgesagt hat." Die Abgesandten fragten nun:
„Da du weder Christus, noch Elias, noch sonst ein Prophet bist,
warum taufest du denn?" Johannes antwortete: „Ich taufe nur
mit Wasser. Ich fordere durch die Wasscrtaufe zur Bnße auf, und
dieses wird wohl kein Verbrechen seyn? Aber gleich nach mir wird
der Erwartete, der Messias kommen, er ist schon in euerer Mitte,
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 1
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 900
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen