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men Jesus geben. Er wird groß, ja der Sohn des Allerhöchsten
seyn. Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David
geben. Er wird über das Haus Jakobs in Ewigkeit regieren. Sein
wird ohne Ende und ohne Grenzen seyn." Maria war mit
zwar schon verlobt, aber nicht ehelich verbunden; sie sagte
deßwegen mit jungfräulichem Errötyen zu dem Engel: „Wie kann
das seyn, da ich noch keinen Mann erkenne?" Der Engel antwor-
tete: „Der heilige Geist wird über dich herabkommen, und die Kraft
des Allerhöchsten wird dich überschatten; darum wird auch dein hei-
liges Kind Sohn Gottes genannt werden. Und sieh! auch deine
Base Elisabeth hat in ihrem Alter einen Sohn empfangen, und sie,
die für unfruchtbar gehalten wurde, ist im sechsten Monate ihrer
Schwangerschaft; denn bei Gott ist kein Ding unmöglich." Voll
Anbcthung, Dank und Freude sagte nun Maria: „Ich bin eine
Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort." Und der En-
gel verließ sie.
Nie liebenswürdig erscheint uns die heilige Jungfrau in dieser
Geschichte! Ihr schamhaftes Erröthen zeigt uns ihre ganz unbefleckte
jungfräuliche Reinigkeit, und die Worte: „Sieh, ich bin eine Magd
des Herrn;" überzeugen uns von ihrer anspruchloscn Bescheidenheit,
von ihrer ungeheuchclten Demuth und von ihrer unbegrenzten Erge-
benheit in Alles, was sie einmal als Gottes Anordnung erkannte.
Als der Engel verschwunden und Maria wieder allein war,
dachte sie nun dem großen Glücke nach, das ihr verkündet wurde.
Wie es ihr um das Herz seyn mußte, läßt sich wohl gar nicht aus-
sprechen. Ihre Freude über das so hohe und unerwartete Glück war
zu groß, als daß sie dieselbe in ihrem Herzen hätte verschließen kön-
nen. Sie entschloß sich, dieselbe ihrer würdigen Freundin, der from-
men und gottesfürchtigen Base Elisabeth, deren Namen ihr der En-
gel genannt hatte, und welcher eine ähnliche Gnade widerfahren war,
mitzutheilen. Die Beschwerlichkeiten einer drei Tage langen Reise,
und die rauhen Wege über das Gebirg konnten die zarte Jungfrau
nicht abhalten. Augenblicklich machte sie sich auf, der Elisabeth die
Freudenbothschatt zu bringen, und auch ihr die herzlichste Theilnahme
zu bezeigen. Ganz unvermuthet kam Maria in dem Hause der Eli-
sabeth an, grüßte sie und wünschte ihr Glück zu der Gnade, die
auch ihr von Gott widerfahren war. In dem Augenblicke, da Eli:
sabeth diesen Glückwunsch vernahm, wurde sie von dem heiligen Geiste
erleuchtet; uoll Ehrfurcht und heiliger Freude rief sie der Maria cnt-
gegen: „O du Gesegnetste über Alle deines Geschlechtes! Woher
kommt mir die Freude, daß die Mutter meines Herrn mich besuchet?
O selig bist du, daß du geglaubt hast! AUcs, was dir der Herr
versprochen hat, wird erfüllt werden!"
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 1
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 900
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen