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4u Maria.
Maria bort sich .Mutter des Herrn" nennen, und staunt, daß
Gott nicht nur ihr das Geheimniß der Elisabeth, sondern auch die.-
ser das ihrige gcoffenbarct habe. Ihre Freude steigt auf das Höchste;
ihr Geist erhebt sich zum Himmel; ihr Herz fließt über; sie fangt
an, Gott laut zu danken im folgenden Lobgcsange: „Meine Seele
preiset den Herrn, mein Geist frohlocket in Gott meinem Heile! Er
hat herabgesehen auf seine Magd, und sich! von nun an werden
mich selig preisen alle Geschlechter. Er hat große Dinge an mir
gethan, Er— der Allmächtige! Sein Name ist der Heilige. Seine
Barmherzigkeit erbet sich fort bei denjenigen, die Ihn fürchten, von
Geschlecht zu Geschlecht. Er thut mit seinem Arme mächtige Tha-
ten. Er zernichtet die Anschläge derjenigen, die eines stolzen Her-
zens sind. Er stürzt Hochmüthige vom Throne, und erhebt die De-
müthigen darauf. Er gibt den Hungrigen Uebersiuß, und läßt die
Reichen leer ausgehen. Er hat das Volk Israel—seinen Diener —
wieder aufgenommen — eingedenk der Barmherzigkeit, die er unsern Vä-
tern, dem Abraham und seinen Nachkommen, verheißen hat auf ewig."
Wie schön zeigt uns der erhabene Lobgesang die helle und rich-
tige Erkenntniß, welche die heilige Jungfrau von Gott hat, und die
innige Verehrung, mit der ihr Herz gegen ihn erfüllt ist. Mit der
tiefsten Ehrfurcht nennet sie ihn den Heiligen, der alles Unhciligc
verabscheut, überall dem Stolze widersteht, und den Herzen, die sich
ganz in die irdischen Vergnügen versenken, die Freuden des Himmels
entzieht. Sie preiset mit gerührtem Danke die Treue Gottes, der
jetzt an ihr in Erfüllung bringt, was er schon vor Jahrhunderten
dem Abraham und seinen Nachkommen verheißen hatte. Sie erken-
net die Allmacht Gottes, der die Mächtigen vom Throne stürzet,
und die Niedrigen aus dem Staube erhebt. Sie preiset Gottes Barm-
herzigkeit, die fortwahret von Geschlecht zu Geschlecht. Sie froh-
locket über die Güte des Ewigen, der den Hungrigen Speise gibt
im Ueberfiusse. Gott ist ihr Alles in Allem, der höchste Gegenstand
der Verehrung, die Quelle der Seligkeit. Ihn nur will sie hoch er-
heben, in Il,m nur frohlocket sie. Ein Blick seiner Huld gilt ihr
mehr, als alle Herrlichkeit der Stolzen und aller Ueberfluß der Rei-
chen. Er ist allein ihr Heil. Diese reine und helle Erkenntniß Got-
tes und diese innige Ehrfurcht gegen Gott hatte die heilige Jungfrau
erlangt durch ihr anhaltendes und aufmerksames Forschen in den
Offenbarungen Gottes und durch die Betrachtung der Werke des
Schöpfers, welcher sie sich in stiller Einsamkeit so gerne widmete.—
Würden auch wir uns von dem Gewirre der irdischen Vergnügen
und Sorgen öfters losreißen, und uns mit größcrem Ernste, als es
gewöhnlich geschieht, der Anhörung und Lesung des göttlichen Wor-
tes, und dem frommen Nachdenken über dasselbe, so wie der Be-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 1
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 900
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen