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Am 22. Ju l i , am 29. Jul i und 27. Dezember. 67
ich nicht dort war, damit ihr glaubet/' (damit eure Ueberzeugung,
daß ich der Messias sey, durch das Wunder der Auferwcckung des
Lazarus befestiget werde.)
Als Jesus in Bethanien ankam, lag der Leib des Lazarus be-
reits seit vier Tagen im Grabe. Alles war in der tiessten Trauer.
Da Bethanicn nur eine starke halbe Stunde von Jerusalem entfernt
war, so waren auch viele Juden aus der Stadt gekommen, um
Maria Magdalcna, und die Martha über den Tod ihres Bruders
zu trösten. Als nun Martha hörte, daß Jesus komme, ging sie
ihm eilends entgegen, und rief, sobald sie ihn erblickte, voll der
tiefsten Trauer: „O Herr! wenn du da gewesen wärest, so wäre
mein Bruder nicht gestorben. Aber ich weiß, daß dir Gott Alles,
was du auch jetzt noch von ihm begehren wirst, geben werde." Je-
sus sprach: „Dein Bruder wird wieder auferstehen." Martha ant-
wortete: „Ich weiß, daß bei der Auferstehung am jüngsten Tage
auch er auferstehen werde." Jesus sprach: „Ich bin die Auferste-
hung und das Leben, wer an mich glaubt, der wird leben, wenn
er auch schon gestorben wäre; und ein jeder, der im Leben an mich
glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben. Glaubst du das?" Martha
antwortete: „Ja, Herr! ich glaube es, weil du Christus, der Sohn
des lebendigen Gottes bist, der in diese Welt kommen sollte.« Nach-
dem Mavtha dieses gesagt hatte, ging sie wieder hinein, und sagte
ihrer Schwester Maria in der Stille: „Der Meister ist da, und
ruft dich/- So bald Maria dieses hörte, machte sie sich sogleich
auf, und eilte zu Jesus. Als nun die Juden, die in ihrem Hause
waren, und sie trösteten, sahen, daß sie so-schnell aufstand und hin-
ausging, folgten sie ihr nach und sprachen: „Sie geht zum Grabe,
um dort zu weinen."
Jesus war noch nicht in den Flecken hereingekommen, sondern
befand sich noch an eben dem Orte, wo ihm Martha begegnet war.
Da Maria dorthin kam, siel sie ihm zu Füßen, und sprach unter
einen Strom von Thränen: „Herr, wärest du hier gewesen, mein
Bruder wäre nicht gestorben!" Die Juden, die mit ihr gekommen
waren, weinten auch. Dadurch wurde Jesus innigst bewegt, und
sprach: „Wo habt ihr ihn hingelegt?"' Sie sagten: „Herr —
komm, und sieh!" Und Jesus weinte. Da sagten einige von den
Juden: „Seht doch, wie er ihn so lieb hatte!" Andere aber spra-
chen: .,Hätte denn der, der dem Blindgcbornen die Augen aufthat,
nicht machen können, daß auch dieser nicht gestorben wäre?" Jesus
kam jetzt zum Grabe. Es war eine Felscngruft, die mit einem
Steine verschlossen war. Er sprach: „Hebet den Stein hinweg!"
Da sagte Martlia: „Herr! Er riecht übel, denn er liegt schon vier
Tage hier." Jesus sprach zu ihr: „Habe ich dir nicht gesagt, daß,
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 1
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 900
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen