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426 Der heilige Theodotus, Gastwirth und Märtyrer.
befahl jener, daß man sie einigen muchwilligen Jünglingen zur s
lichen Entehrung Preis gebe. Es geschah. Die beängstigten Jung:
fraucn riefen zu Gott um Hilfe, und betheten: 7,Hcrr Jesu Christe!
Du weißt, wie sorgfältig wir uns bemüht haben, die unbefleckte
Reinigkeit zu bewahren, so lange dieses zu thun in unserer Macht
war. Jetzt haben wir keine Gewalt mehr über unsere Leiber, weil
sie schamlosen Menschen übergeben sind, denen zu widerstehen wir
nicht vermögen!" Durch Bitten und häufige Thränen suchten sie
Mitleiden und Schonung zu erlangen. Allein einer von den Jüng-
lingen, welcher der muthwilligste zu seyn schien, riß die Thekusa, die
älteste aus ihnen, auf die Seite. Thckusa, die schon 70 Jahre alt
war, umfaßte unter einem Strom von Thränen seine Kniee, und
bat flehentlich, daß er eines Körpers schone, der von Alter und
strengem Fasten ganz abgezehrt sey, und bald die Speise wilder
Thiere seyn werde, indem den christlichen Märtyrern sogar das 33e-
grabniß versagt werde. Sie riß den Schleier vom Haupte weg, zeigte
ihm ihre grauen Haare, und sprach: Sohn! habe wenigstens Ehr-
furcht vor diesen. Vielleicht hast du auch eine Mutter, deren Haupt
graue Haare zieren. Diese wolle als Fürsprecherin ins Mittel tre-
ten, sie mag leben oder schon todt seyn. Vermehre unsern Jammer
nicht noch mehr, und erwarte, daß unser Erlöser Jesus Christus
dich dafür reichlich belohnen werde. Gewiß wird dich deine Erwar-
tung nicht tauschen." Gott erhörte das Gebeth der geängstigten
Unschuld. Das Herz der Jünglinge wurde erweicht, und sie gingen
davon.
Als der Statthalter vernahm, daß die christlichen Jungfrauen
der ihnen zugedachten Schmach entgangen seyen, beschloß er, sie
zum Dienste der Göttinnen Diana und Minerva zu zwingen. Jähr-
lich mußten bei einem heidnischen Feste die Götzenbilder derselben im
nahe gelegenen See gewaschen werden. Der Tag, an dem diese
abgöttische Ceremonie verrichtet werden sollte, war nahe. Von den
christlichen Jungfrauen sollte es dießmal geschehen. Sie wurden zur
festgesetzten Zeit, zur ihrer desto größern Beschimpfung ganz entklei-
det, auf Wagen stehend, hinausgeführt. Auf einem anderen Wagen
folgten die Götzenbilder. Der Zug wurde begleitet von lärmender
Musik, und von einer unzähligen Menge Volkes. In wildem Tanze
sprangen Weibspersonen um die Götzen herum. Auch der grausame
Theotcknus wollte Zeuge von dem verabschcuungswürdigen Austritte
seyn. Viele Heiden konnten die Thränen über den Anblick der miß-
handelten Bekennerinnen nicht zurückhalten. Während dieses vorging,
schwebte Theodot in der bangsten Besorgniß, daß vielleicht eine oder
die andere der christlichen Jungfrauen in so schwerem Kampfe unter-
liegen, und den heiligen Glauben vcrläugnen möchte. Er schloß sich
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 1
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 1
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 900
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen