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60 Die heilige Julia, Jungfrau und Martyrin.
Eine rechtschaffene und christliche Dienstherrschaft betrachtet ihre
Dicnstlcute als Kinder Gottes, eines und des nämlichen Vaters im
Himmel, und folglich als ihre Brüder und Schwestern. Wie könnte
sie also dieselben verachten oder hart behandeln! Gott ist der große
Hausvater der ganzen Welt, weil Alles durch ihn angeordnet und
geleitet wird. Ein Hausvater und eine Hausmutter sind im sehr
Kleinen das, was Gott im Großen, im Unendlichen ist. Für das
betrachten sie sich auch. Sie vertreten die Stelle Gottes in ihrer
kleinen Familie, und sorgen, wie ein Vater, wie eine Mutter für
ihre Hausgenossen und Untergebenen. Gott hat ihr zeitliches und
ewiges Wohl in unsere Hände gelegt, sagen sie, und er wird ihret-
wegen einst auch Rechenschaft von uns fordern. — Sie zeigen sich
daher in Worten und Handlungen als wahre Väter und wahre
Mütter gegen alle ihre Hausgenossen und Untergebenen. Sie
geben Jedem mit gutem Herzen, mit frohem Gesichte, was sie ihm
schuldig sind. An Kost, Kleidung und Lohn darf Keines einen Ab-
bruch leiden. Sie legen ihnen nicht mehr auf, als recht und
billig ist. Sie halten ihre Dienstboten sür keine Sklaven, für kein
Wich; sondern für Menschen, wie sie auch sind, — für ihre Brüder
und Schwestern, die zum Besten des Hauses arbeiten. -— Recht-
schaffene Meisterschaften hüten sich sorgfältig, mit ihren Dicnstlcu-
ten immer zu zanken, zu lärmen, zu schimpfen, und auf sie zu
schmähen. Sie wissen wohl, daß ein guter Dienstbote nicht lange
bei einer solchen Herrschaft aushaltet, und daß man von schlechten
Dicnstlcutcn nur Schaden hat. Sie bemühen sich daher mit freund-
lichen und liebreichen Worten, mit Gelassenheit die Herzen ihrer Un-
tergebenen zu gewinnen, und sie zur guten Aufführung und zu ge-
treuer Erfüllung ihrer Pflichten aufzumuntern. Wenn aber zuweilen
Ernst und Strenge nöthig ist, so hüten sie sich sorgfältig, daß sie
die Sache nicht übertreiben, in unnöthige und ärgerliche Flüche und
Verwünschungen ausbrechen, oder sich gar an den Fehlenden vergrei-
fen. — Werden sie von ihren Dienstleuten auch wirklich beleidiget,
so bitten sie Gott um ein versöhnliches Herz, daß sie mit diesen
Leuten wieder gut werden, und ihnen verzeihen, wie sie verlangen,
daß man ihnen auch ihre Fehler verzeihen solle. — Vor Allem aber
sorgen sie dafür, daß in ihrem Hause weder von Fremden, noch von
Einheimischen etwas Unanständiges oder Sündhaftes gethan werde.
Keine gefährlichen Zusammenkünfte, keine unanständigen Reden und
Lieder, keine Ehrabschneidungen und Vcrlaumdungcn, keine Flucher
und Schelter dulden sie in ihrem Hause. Nichtswürdige, oder auch
nur verdächtige Personen finden keinen Zutritt oder Untcrschleif bei
ihnen und den Ihrigen. Nur tugendhafte und gesittete Leute neh-
men sie in ihr Haus und in ihre Dienste auf, wenn sie dieselben
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen