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86 Der hcilige Columbanus, Abt.
legte sich endlich auf dieselbe hin, damit er sie nicht überschreiten
könnte. Unbeschreiblich war der Kampf des guten Sohnes, der seine
Mutter zärtlich liebte. Er bat, er flehte, daß sie ihn freiwillig ent-
lassen , und über seine Entfernung nicht so sehr sich betrüben solle.
Endlich siegte sein Entschluß, auf dessen Ausführung nach seiner in-
nigsten Ueberzeugung das Heil seiner Seele beruhte. Er faßte Muth,
überschritt die Thürschwclle, und die auf derselben liegende Mutter,
machte sich davon, und verfügte sich in eine andere Provinz Irlands
zu einem Manne, der im Rufe großer Weisheit stand, und Silcnus
hieß. Unter dessen Leitung widmete er sich mit eben so frommen,
als angestrengten Eifer der Erforschung der göttlichen Bacher. Noch
sehr jung schrieb er schöne Abhandlungen über die Psalmen, und
verfaßte einige andere erbauliche Schriften. Von Silenus begab er
sich in das Kloster Bencor, welches damals das berühmteste in der
irländischen Provinz Ulster war, und von Komogellus, einem weisen
und gottseligen Manne, regiert wurde. Einige Jahre verweilte er
da, strebte nach immer höherer Vollkommenheit, und erwarb sich da-
durch die Liebe und die Verehrung des frommen Abtes und der Brü-
der. Dreißig Jahre alt, faßte er den Entschluß, wie einst Abra-
ham , sein Vaterland ganz zu verlassen, und in fernen Provinzen
den Namen des Gekreuzigten zu verherrlichen. Mit schmerzlicher
Wchmuth dachte der fromme Komogcllus an die Trennung von sei-
nem geliebten Jünger, wollte aber derselben nicht widerstreben, weil
or sie für eine Fügung der göttlichen Vorsehung hielt.
Lolumbanus empfing von ihm den väterlichen Segen, nahm
unter Thränen rührenden Abschied, und verließ Bcncor, mit zwölf
andern Mönchen, die ihn begleiteten. Sie schifften zuerst nach Groß-
brittannien, und bald darauf um das Jahr 59(1 nach Gallien über.
Die kleine Genossenschaft dieser apostolischen Männer war beseelt von
dem Geiste der Eintracht und der Liebe, und ganz erglüht vom hei-
ligen Eifer für die Verherrlichung des Reiches Gottes. Aller Or-
ten verkündigten sie das Evangelium Jesu Christi, und becifertcn
sich, anzufachen das schwache Licht des Glaubens, zu beleben die er-
sterbende Liebe, und aufzuwecken den Hunger und den Durst nach
der Gerechtigkeit, die aus Gott ist. Lolumbanus ward von den
Andern als ihr Anführer verehrt; er aber bceiferte sich, der Diener
Aller zu seyn, und wollte am liebsten für den Letzten aus ihnen ge-
halten werden. Der Ruf ihrer Gottseligkeit kam auch an den Hof
des burgundischen Königs Guntram, durch dessen, im Jahre 593
erfolgten Tod die burgundische Krone an den austrasischcn König
Childebert fiel. Der König verlangte die apostolischen Fremdlinge
zu sehen. Sie erschienen, und erwarben sich seine Gunst und Vereh-
rung in so hohem Grade, daß er sie bat, sein Gebiet nicht mehr
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen