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9a Der heilige Columbanus, Abt.
Selten so sehr bestürmt, daß er selbst nach öurcul zu Columbanus
ging, ' id sich bitter beschwerte, daß er nicht, wie die andern Klö-
ster, allen und jedem Christen den Zugang in sein Kloster gestatte.
Darauf erwiederte der Heilige: .,Es ist genug, daß ich für die Gaste
eigene Wohnungen habe, und alle aufnehme." Der König drängte
sich vor bis in das Refectorium, welches nach der Regel von keinem
Lajcn jemals betreten werden sollte. Da sprach Columbanus: „Wenn
du Hieher gekommen bist, die Gemeinschaft der Diener Gottes und
die festgesetzte Klosterzucht zu stören, so wisse, daß wir zwar deines
Schutzes und deiner Hilfe entbehren werden, daß aber auch dein
Reich, sammt deiner Familie zu Grunde gehen wird." Erschreckt
durch diese Drohung kehrte der König schnellen Schrittes zurück, und
sprach: „Du erwartest vielleicht, daß ich dich mit der Marterkrone
beglücken werde? Nein! so thöricht bin ich nicht. Weil aber deine
Lebensweise von unserer Sitte gar zu sehr abweicht, so magst du
wieder zurückkehren, woher du gekommen bist." Darauf erklärte der
Abt, daß er sein Kloster nicht, außer durch Gewalt genöthigct, ver-
lassen werde. Theuderich ließ ihn wirklich mit Gewalt wegführen,
und in ein Dorf, unweit Bcsancon, bringen, wo er aber so wenig
bewacht wurde, daß er bald in sein Kloster ungehindert zurückkehren
konnte. Fortwährend wurde er aber beunruhiget durch die Umtriebe
der rachgierigen Brunchild. Er mußte viele und harte Drangsale
erdulden. Damit nicht seine Brüder mit ihm noch länger, und viel-
leicht noch größeres Ungemach leiden müßten, entschloß er sich, von
den Soldaten des Königs, von denen er in seinem Kloster bewacht
war, sich wegführen zu lassen. Er verließ um das Jahr 610 sein
geliebtes Kloster Luxeul, im zwanzigsten Jahre, nachdem er in die
vogesische Wüste gekommen war. Nur den Mönchen, die mit ihm
aus Irland gekommen waren, wurde gestattet, ihn zu begleiten.
Sein Auszug aus dem Kloster war einem Lcichenzug ähnlich. Ströme
von Thränen stoßen um den geliebten Abt, lautes Jammergeschrei
folgte ihm. Er empfahl die Zurückbleibenden dem Schutze Gottes,
und hieß sie auf diesen allein vertrauen.
Nach des Königs Befehl sollte er unter Begleitung, die ihn
vermachen mußte, zum Meere gebracht, und da übcrgeschifft werden
in sein Vaterland. Der Anführer der Begleitung war ein königli-
cher Beamter, RaZamund mit Namen. Diesem sagte Columban
vor, daß er nach drei Jahren den Clotar, den er jetzt verachte, zu
seinem Herrn haben werde. Als man zur Stadt Orleans kam,
ward dem heiligen Abte nicht vergönnt, in dieselbe hinein zu gehen.
Er mußte am Ufer der Loire übernachten. Von da schickte er einige
seiner Gefährten in die Stadt um Brod zum Nachtmahle; es ward
ihnen aber verweigert, aus Furcht vor dem König, der verboten
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen