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104 Der heilige Isidorus, Bischof.
Als der heilige If idor, sey es durch höhere Eingebung, oder
erinnert durch die Abnahme seiner Kräfte, die Ueberzeugung erhielt,
daß das Ende seines Lebens nahe sey, berief er alle Bischöfe Spa?
nicns und die Aebte der Klöster zu einer Versammlung nach Toledo,
zu welcher er auch die Vornehmsten des Reiches einlud. Er ver-
fügte sich nach Toledo, und in die Versammlung voll des heißesten
Verlangens, daß es ihm unter Gottes Beistand glücken möge, alle
Versammelten mit dem Geiste der Eintracht und der Liebe zu besee-
len, und bei seinem Sterben diesen Geist auf Allen zurück zu lassen.
Zu diesem Zwecke sprach er in der Versammlung mit hoher Begei-
sterung. Allen Anwesenden gab er heilsame Vorschriften des Ver-
haltens nach der Verschiedenheit ihres Berufes; Alle ermunterte er
zur treuen Erfüllung ihrer Pflichten. Einige Tage verweilte er noch
zu Toledo, und kehrte dann nach Scvilla zurück. Ucbcrall ward er
mit zärtlicher Liebe aufgenommen und als der gemeinschaftliche Va-
ter verehrt. Bald nach seiner Ankunft in Sevilla befand er sich
krank. Nach einiger Zeit erfolgte ein Fieber, wozu sich ein fort-
währendes Erbrechen gesellte, welches ihm große Leiden verursachte.
Kein Leiden war aber im Stande, seine hohe Geduld zu erschüttern,
oder seine innige Liebe zu Gott und Jesus Christus zu schwächen.
Während seiner, durch ein halbes Jahr andauernden Krankheit, ließ
er alle Tage reichliche Gaben an Nothlcidcnde und Bedürftige rei-
chen. Vier Tage vor seinem Tode ward er auf sein Verlangen in
die Kirche des heiligen Vincentius gebracht. Die Geistlichkeit und
das in zahlloser Menge versammelte Volk brach in lautes Wehkla-
gen über den nahen Verlust des geliebten Hirten aus. Isidor ließ
sich vor den Altar hinlegen, bethete da voll Inbrunst, rief zu Gott
im Angesichte der Gläubigen um Vergebung seiner Sünden, und
empfing mit tiefster Rührung das hochheilige Sacrament. Nach ei-
ner Weile wandte er sich an die Geistlichkeit und an das Volk,
flehte sie.um ihre Fürbitte bei Gott an, bat sie, daß auch Jeder
aus ihnen ihm jede Beleidigung, die er ihm zugefügt haben möchte,
verzeihen wolle; ermähnte Alle zur gegenseitigen Liebe, ordnete an,
daß alle Schuldscheine zerrissen, und das vorhandene Geld an die
Armen sogleich vertheilt wurde. Nun gab er den zunächststehcnden
Bischöfen und Priestern den Abschiedskuß, und ließ sich in seine Woh-
nung zurückbringen. An jedem der drei folgenden Tage mußte man
ihn in die Kirche tragen, und am dritten, am Mittwoch in der
Osterwoche des Jahres 6^6, starb er in derselben, nachdem er seine
Hände zum Himmel erhoben, die Gläubigen dem Schutze Gottes
empfohlen, und sie gesegnet hatte.
»Laß das trügende Bild der Welt, und ihrc Sünde deine Seele
nicht einnehmen! Laß nur die heilige Liebe in dir wohnen, die vor
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen