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106 Der heilige Richarius, Priester.
zu verharren, und immer weiter voranzugehen. Er war der treue
und unverdrossene Arbeiter im Weinberge des Herrn, beseelt mit dem
Geiste Jesu Christi, und cntglüht von dem Eifer für das Heil der
Brüder, denen er mit rastloser Anstrengung die Lehre des Heils ver-
kündigte, und als ein lauteres Vorbild christlicher Vollkommenheit
vorleuchtctc. Dadurch entriß er Viele dem Unglauben und der Ab-
götterei, und führte sie zu Jesus Christus; fachte in Vielen den be-
reits schon erstorbenen Funken des Glaubens und der Liebe zur hel-
len Flamme an, entriß Viele dem Irrthume falscher Lehre, zog Un-
zählige zurück von dem Pfade des Lasters auf den Weg der Tugend.
Als ein segenvollcs Licht erleuchtete ec die ganze Gegend, und erwarb
sich, zumal durch seine Sanftmuth und durch seine Liebe, allgemeines
Vertrauen und hohe Verehrung. Obgleich voll Sanftmuth und Liebe
schonte er doch nie das Laster, und ließ sich weder durch Mcnschen-
gunst, noch Menschenfurcht von dem geraden Wege der Wahrheit
und der Pflicht weder zur Rechten, noch zur Linken ableiten. Er
schiffte über das Meer nach Britannien, hielt sich da eine längere
Zeit auf, verkündigte das Evangelium, erbaute durch seinen heiligen
Wandel, übte Werke der Liebe, besonders auch dadurch, daß er viele
Gefangene erlöste, und verherrlichte auf diese Weise auch im fremden
Lande den Namen Gottes.
Bei seinen apostolischen Arbeiten beobachtete der heilige Richa-
rius fortwährend die größte Strenge gegen sich selbst, beherzigend
die Worte des Apostels: „Ich züchtige meinen Leib, und bringe ihn
in die Dienstbarkcit, damit ich nicht vielleicht, da ich Andern das
Heil verkündet habe, selbst verworfen werde." 1. Kor. 9, 27.
Auf das Verlangen Gislemars, eines sehr vornehmen und an-
gesehenen Mannes, kam der König Dagobert zu dem heiligen Ri-
charius, um seiner Fürbitte bei Gott sich zu empfehlen. Der eifrige
Diener Gottes benutzte diese Gelegenheit, dem Könige die wichtigsten
Wahrheiten an's Herz zu legen. Mit der Freimüthigkeit eines Apo-
stels erinnerte er ihn, daß er aus seine irdische Macht sich nicht zu
viel einbilden, auf vergängliche Reichthümer nicht zu sehr vertrauen,
durch schmeichlerische Lobeserhebungen den Hochmuth nicht entflammen
lassen, und an eitler Ehre sich nicht ergötzen dürfe, sondern vielmehr
fürchten solle die Allmacht, und preisen die unendliche Herrlichkeit
Gottes; daß er menschliche Macht und menschliche Hoheit, die, wie
ein flüchtiger Schatten verschwinden, und wie der Schaum auf dem
Wasser vergehen, für nichts achten, sondern vielmehr unter Furcht
und Zittern beherzigen müsse, „daß die Machthaber mächtig gezüch-
tigct werden, und daß von dem, welchem mehr anvertraut wurde,
auch mehr gefordert werde."
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen