Page - (000243) - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
Image of the Page - (000243) -
Text of the Page - (000243) -
Am 20. Mai . 241
so zahlreichen, als glänzenden Dienerschaft. Voraus schickte er eine
Gesandtschaft an den König Offa, die ihm den Zweck seiner Ankunft
anzeigen, und reichliche Geschenke überreichen sollte.
Am andern Tage kamen die Diener, welche Ethelbert an den
Offa abgeordnet hatte, begleitet von einer Gesandtschaft dieses Kö-
nigs, zurück. Offa ließ dem Ethelbert die freundschaftlichsten Ge-
sinnungen ausdrücken, und der besten Aufnahme in seiner Residenz
ihn versichern. Dieser setzte daher die Reise fort, und zog in der
Hauptstadt der Mcrcier ein, mit einer Pracht, die seinem Range
angemessen war. Althrid, die Tochter des Königs Offa, sah den
Einzug durch ein Fenster des königlichen Palastes, die Pracht dessel-
ben, den Glanz des Königs Ethclbert, seiner Dienerschaft und seiner
zahlreich bewaffneten Begleitung. Hastig eilte sie zu ihrer Mutter,
ihr zu sagen, was sie gesehen habe. Diese, anstatt sich des Glückes
ihrer Tochter zu freuen, öffnete ihr Herz den Einflüsterungen des
bösen Argwohns, den sie auch auf der Stelle dem Könige, ihrem
Gemahle, mittheilte. Sie stellte ihm vor, es sey bekannt, wie sehr
es von jeher schon die Könige der Ostangeln gelüstet habe, sich das
mercische Königreich zu unterwerfen, und wie viele Zwistigkcilen aus
dieser Ouelle zwischen den beiden Reichen schon entstanden seyen;
es müsse daher zu sehr befürchtet werden, daß den Ethelbert mehr
unedle Herrschsucht, als aufrichtige Zuneigung gegen ihre Tochter
Hieher geführt habe, daß er sich unter dem Worwande einer Verehe-
lichung in das Land eindrängen, und des königlichen Thrones be-
mächrigcn wolle, was sich leicht schließen lasse aus der großen An-
zahl der Kriegsleute, die er zu seiner Begleitung habe, deren er als
friedlicher Gast nicht bedurft hätte. „Und wenn, sprach das arg-
wöhnische Weib weiter zu dem König, Ethclbert auch wirklich unsere
Tochter zur Gemahlin nehmen sollte, so würde er Ansprüche auf
deinen Thron erhalten, in deine Regierung sich einmischen, und mit
Schmerzen deinen Tod erwarten. Wählst du ihn zum Eidam, so
magst du fortwährend für deine Krone und für dein Leben besorgt
seyn; verweigerst du ihm aber die Hand deiner Tochter, so wird
sein Zorn gereizt, er wird zwar in sein Reich zurückkehren, aber auf
Rache sinnend, und nur, um mit desto größerer Macht wieder zu
kommen, dich vom Throne zu stoßen, und dein Reich sich zu unter-
werfen, was ihm um so leichter gelingen wird, da er durch seinen
gegenwärtigen Zug das Land kennen gelernt hat, und daher anderer
Kundschafter nicht mehr bedarf." Das Weib endigte seine Rede
mit der Vorstellung, daß der König entweder seinen eigenen Sturz
in Kurzem erwarten, oder den Ethelbert aus dem Wege räumen
lassen müsse. Offa wurde durch diese Vorstellung in große Verwirr
rung versetzt. Unfähig, eine reife Ueberlcgung selbst anzustellen, be-
Zweiter Band. 16
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen