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Durch die steigenden Bedürfnisse der WBT nach gezielter Benutzer/innen-Verwaltung oder einer allumfas-
senden Umgebung wurde um die Jahrtausendwende begonnen, sogenannte Lernmanagementsysteme
(engl.‚ learning management system‘, LMS) zu programmieren.
Es wurde also schnell erkannt, dass Lernen und Lehren vielfältige organisatorische Aufgaben verlangt.
Lernmanagementsysteme unterstützen in erster Linie Managementaufgaben von Lehrenden. Umgangs-
sprachlich werden LMS auch oft als „Lernplattformen“ bezeichnet. War die Funktionalität der entsprechen-
den Produkte der diversen Unternehmen anfänglich uneinheitlich, so begann sich später durch die Markt-
konsolidierung und den extensiven Praxiseinsatz eine gewisse funktionelle Standardisierung herauszukris-
tallisieren (Schulmeister, 2000).
Bäumer et al. (2004) beschreibt drei wesentliche Säulen von Lernmanagementsystemen, nämlich: Ad-
ministration, Kommunikation und Inhalte. Fünf Funktionsbereiche von LMS können dabei unterschieden
werden:
Werkzeuge für Lehrende zur Erstellung von Aufgaben und Übungen
Evaluations- und Bewertungshilfen (Umfragen und Tests)
Präsentation von Inhalten (Lernmaterialien)
administrative Unterstützung von Lehrenden (zum Beispiel bei Abgaben, Terminen)
Kommunikationswerkzeuge für Lehrende und Lernende
Wenngleich LMS eine Fülle von Funktionen haben, ist ihr praktischer Einsatz häufig auf die Bereitstellung
der Unterrichtsmaterialien der Lehrenden reduziert. Nach wie vor ist der Funktionsumfang, der diese Soft-
ware charakterisiert, in sta ndigem Wandel. Auch sind in den konkreten Produkten nicht alle Funktionsbe-
reiche im gleichen Umfang vorhanden, bzw. kann in̈ einigen Fällen die eine oder andere Kategorie fehlen.
Um die Systeme zu unterscheiden, werden auch weitere Bezeichnungen verwendet. So werden LMS, die
auch Werkzeuge zur Erstellung und Anpassung von Lerninhalten integrieren, auch als Learning-Content-
Management-System (LCMS) bezeichnet. In nahezu jeder Hochschule in Mitteleuropa sowie in vielen
Schulen und Bildungseinrichtungen werden derzeit LMS eingesetzt. Recherchiert man LMS, findet man
mehrere Hunderte, die LMS anbieten. Im Open-Source-Bereich gibt es allein mehr als 50 Projekte, die ak-
tuell LMS entwickeln und offerieren. Zu den am weitesten verbreiteten gehören hier die beiden Open-Sour-
ce-Produkte Moodle und Ilias. Blackboard ist das weltweit größte kommerziell anbietende Unternehmen.
LMS übernehmen, darauf weist auch die Bezeichnung „Management“ hin, vor allem organisierende und
verwaltende Aufgaben, die auf klassischen Kurs-, Klassen- und Unterrichtsstrukturen beruhen. Lernenden
werden bestimmte Kurse freigeschaltet, das heißt, sie können in aller Regel dort verfügbare Unterrichtsma-
terialien oder Stundenpläne einsehen und beispielsweise auch in Diskussionsforen des Kurses Beiträge der
Lehrenden und Mitlernenden lesen oder eigene verfassen. LMS gewährleisten somit, dass Lernende Zu-
gang zu denen für sie relevanten Kursen und Lehrende beispielsweise Unterstützung bei der geordneten
Abgabe, Bewertung und Rückmeldung von Arbeitsaufträgen erhalten. LMS stellen hier, im Unterschied
zum Austausch von Dokumenten per E-Mail sowie dezentraler Verwaltung und Bewertung der Beiträge
durch die Lehrenden, eine Arbeitserleichterung dar.
Wie einführend dargestellt, limitieren und gestalten Technologien das Lernen und Lehren. Aus dieser
Perspektive rücken die Funktionen von LMS in ein anderes Licht. Die Konzeption von Organisation in
Kursen und Klassen, sowie insbesondere die Rolle der Lehrenden als diejenigen, die über Zugänge und
Lehrmaterial wesentlich bestimmen können, entspricht nur eingeschränkt den aktuellen Vorstellungen des
technologiegestützten Lernens und Lehrens.
Die aktuell dominanten Theorien und erwünschten Konzepte (siehe Kapitel #lerntheorie) guten Lehrens
stellen die Eigenaktivität der Lernenden und damit eigenständige Konstruktion und Diskussionen zum
Lerngegenstand in den Vordergrund, bei denen die Lehrperson nicht primär als Experte oder Expertin des
Fachs, sondern vor allem als Unterstützer/in des Lernens tätig ist. Schneider (2003) argumentiert so für die
Unterstützung einer aktivitätsbasierten Pädagogik und kritisiert klassische E-Learning-Technologien wie
LMS.
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Title
- L3T
- Subtitle
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Editor
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Publisher
- epubli GmbH
- Location
- Berlin
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 594
- Keywords
- L3T, online
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569