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Technologiegestütztes Lehren und Lernen umfasst „alle Lern- und Lehrprozesse sowie -handlungen, bei de-
nen technische, vor allem elektronische (zumeist auch digitale) Geräte und Anwendungen verwendet wer-
den.“ (Ebner, Schön, Nagler, 2011, 2). Aus Sicht der empirischen Pädagogik kann man argumentieren, dass
das technologiegestützte Lernen demnach nur eine Sonderform des Lernens ist, so dass ihre Forschungsme-
thoden anwendbar sind. Dem sind zwei Dinge zu entgegnen: Erstens haben sich durch Technologien For-
men des Lernens entwickelt, die mit den tradierten Lern- und Lehrsituationen unter Umständen wenig ge-
mein haben: Sie können zeitversetzt und räumlich verteilt sein oder auch die Realität anreichern (Stichwort
„Augmented Reality“). Wichtiger ist, dass der Technologieeinsatz auch völlig neue, innovative Verfahren
ermöglicht wie das gemeinsame, kollaborative und gleichzeitige Schreiben – ohne Technologieeinsatz fak-
tisch nicht möglich. Zweitens können mit der gleichen Argumentation und gutem Recht auch Vorgehens-
weisen der Informatik als maßgeblich und ausreichend betrachtet werden, ist doch hier das Lernen und
Lehren auch nur eine Variante von Anwendungsfeldern.
Das technologiegestützte Lernen und Lernen ist ein hochgradig interdisziplinäres Feld, bei dem unter-
schiedliche Forschungszugänge und -methoden, in Abhängigkeit vom disziplinären Hintergrund der Betei-
ligten, vorzufinden sind. Diese sind zum Teil damit zu begründen, dass sich die beteiligten Disziplinen mit
unterschiedlichen Fragstellungen beschäftigen (siehe Kapitel #grundlagen). In diesem Beitrag werden aus-
gehend von unterschiedlichen Wissenschaftsverständnissen im Feld drei unterschiedliche Forschungszu-
gänge vorgestellt. Im Anschluss wird ein Überblick über unterschiedliche Vorgehensweisen bei der Daten-
sammlung, der Auswertung sowie der Entwicklung gegeben.
Es finden sich nur wenige Vorarbeiten, die sich um eine methodologische Verortungen der E-Learning-
Forschung bemühen (vgl. Friesen 2009; Reinmann, 2005; Reeves, 2006). Dennoch gibt es keinen allgemei-
nen Konsens zu den im Folgenden dargestellten Zugängen oder eine bereits klar umrissene Methodik. Wir
haben uns bemüht, hier gleichermaßen disziplinäre Zugänge und tradierte Vorgehensweisen zu berücksich-
tigen, eine konsolidierte Meinung wird sich aber voraussichtlich erst in den nächsten Jahren entwickeln
(können).
Die Pädagogische Psychologie mit ihrem naturwissenschaftlichen Zugang, die Medienpädagogik mit ihrem
geisteswissenschaftlichen Entstehungshintergrund sowie die angewandte Informatik mit ihrem technischen
Verständnis haben unterschiedliche Forschungszugänge. Wie beim Forschen vorgegangen werden soll, ist
nicht allein eine Frage der konkreten verwendeten Methode, also der Methodik (darunter werden die in ei-
nem Forschungsgebiet genutzten Methoden verstanden), sondern eine Konsequenz aus dem eigenen Ver-
ständnis des wissenschaftlichen Arbeitens und dem Verständnis von „Forschung“ in der Ausgangsdisziplin.
Hier zeigen sich große Unterschiede zwischen den Disziplinen.
Wer heute Psychologie oder Pädagogik studiert, belegt in aller Regel mehrere (Pflicht-) Veranstaltungen zu
Forschungsmethoden. Während die Psychologie und pädagogische Psychologie im Regelfall eher an For-
schungsmethoden orientieren sind, die sich an naturwissenschaftlichen Standards mit dem Primat experi-
menteller Laborstudien orientieren, wird in der Pädagogik auch in hermeneutische Methoden eingeführt,
die aus den Geisteswissenschaften stammen. Veröffentlichungen zu Forschungsmethoden im Bereich des
technologiegestützten Lernens hinterfragen so das Primat des Experiments als Königsklasse der For-
schungsmethode (vgl. Friesen, 2009). Hinzu kommen von Expertinnen und Experten im Feld des technolo-
giegestützten Lernens Forderungen, neben anerkannten Forschungsmethoden vermehrt auch Entwicklungs-
methoden als Verfahren der Forschung anzuerkennen (Reinmann, 2005; Reeves, 2006; Amiel & Reeves,
2008).
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Title
- L3T
- Subtitle
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Editor
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Publisher
- epubli GmbH
- Location
- Berlin
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 594
- Keywords
- L3T, online
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569