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Durch die viel zitierte Flut an Informationen gewinnt Informationskompetenz mehr und mehr an Bedeu-
tung. Diese Schlüsselqualifikation der Wissensgesellschaft soll unter anderem dazu befähigen, geeignete
Informationsquellen im Internet zu verifizieren und so zu nutzen, dass ein a priori erkannter Informations-
bedarf bei Anwendung effektiver Suchstrategien erfolgreich befriedigt wird. War es in früheren Jahrzehnten
ausreichend, im institutseigenen Bibliothekskatalog zu recherchieren und vielleicht noch die eine oder an-
dere Literaturdatenbank eines Hosts (Datenbankanbietenden) in Anspruch zu nehmen, so sind die Anforde-
rungen an Studierende und Forschende in puncto Informationskompetenz aus vielerlei Gründen erheblich
angestiegen (Lux & Sühl-Strohmenger, 2004). Ein Grund ist der rasante Anstieg an digitalen Informatio-
nen. Bereits 2008 (Gantz, 2008) prognostizierte die International Data Corporation das Wachstum im ‚Digi-
talen Universum‘ im Zeitraum von 2006–2011 um den Faktor 10, von 2009–2016 sogar um den Faktor 44.
Die im Bibliothekswesen bekannte quantitative Verdopplung (wissenschaftlicher) Publikationen etwa alle
10 bis 15 Jahre wird im World Wide Web ad absurdum geführt. Die Nadel im Heuhaufen zu finden, die
Spreu vom Weizen zu trennen und relevante Fachinformationen von Redundanz zu trennen, ist im Zeitalter
des ‚information overflow’ für Suchende nicht unbedingt einfacher geworden. Wesentliche Grundlage für
eine Erfolg versprechende Recherche im Web ist die Kenntnis relevanter Literaturdatenbanken, Fachporta-
le, Informationssysteme und Zeitschriften – besonders von Zeitschriften, die den Open-Access-Gedanken
realisiert haben und referierte Beiträge der Scientific Community zur Verfügung stellen (Linten, 2009; sie-
he Kapitel #openaccess). Ebenso wichtig ist ein methodisches Instrumentarium zur Recherche wissen-
schaftlicher Fachinformationen (Virkus, 2003), die heute in Zeiten von Web 2.0 und 3.0 fast ausschließlich
im weltweiten Netz stattfindet.
An der Universität Konstanz wurde diesbezüglich im Rahmen des Projektes „Informationskompetenz“ eine
solche Recherchestrategie, ein sogenannter Recherchefahrplan (Bibliothek der Universität Konstanz, 2005)
entwickelt. Demnach bezeichnet Informationskompetenz die Fähigkeiten, einen Informationsbedarf zu er-
kennen und zu benennen, eine Suchstrategie zu entwickeln, die geeigneten Informationsquellen zu identifi-
zieren und zu nutzen, die Informationen schließlich zu beschaffen, zu evaluieren und sie so weiterzuverar-
beiten, dass die ursprüngliche Fragestellung effektiv und effizient gelöst wird.
Zum Begriff der Informationskompetenz gibt es eine Reihe an Definitionen und Begriffserläuterungen,
die jedoch in diesem Kapitel nicht näher betrachtet werden sollen. Verwiesen wird in diesem Zusammen-
hang auf die Standards der Informationskompetenz für Studierende, herausgegeben vom Netzwerk Infor-
mationskompetenz Baden-Württemberg (2006). Die Orientierung an dem Recherchefahrplan der Universi-
tät Konstanz soll den Studierenden in vier Schritten zu einem umfassenden sowie präzisen Suchergebnis
verhelfen. Die einzelnen Schritte sind: Vorbereitung, Recherche, Evaluation der Ergebnisse und Weiterver-
arbeitung der Ergebnisse. An dieser Vorgehensweise soll sich die Struktur des ersten Teils dieses Kapitels
orientieren. Im Anschluss daran geben wir Hinweise, welche Werkzeuge beim Speichern und (Wieder-)
Finden der Literatur unterstützen können.
Zunächst muss der oder die Suchende das Thema formulieren, Teilaspekte benennen und eine Wortliste er-
stellen. Wichtig dabei ist die Auflistung etwaiger Synonyme, Quasi-Synonyme, Abkürzungen und ver-
wandter Begriffe. Wird englischsprachige Literatur benötigt, so ist eine Übersetzung der Suchwörter not-
wendig. An diesem Punkt der Vorbereitung sollten Ergebnisumfang und Publikationsart, wie Monografien,
Zeitschriftenaufsätze, graue Literatur, geklärt werden. Anschließend erfolgt die Auswahl der Informations-
quellen wie Portale, Datenbanken oder Bibliothekskataloge. Oftmals unterschätzt wird die Internet-Präsenz
einschlägiger Forschungseinrichtungen, Institutionen, staatlicher Stellen, Gewerkschaften oder Wirtschafts-
verbände, die sich mit dem gesuchten Thema unter Umständen beschäftigen.
Allgemeine Informationen beispielsweise zum ‚Demografischen Wandel’ lassen sich sicherlich effektiv
beim zuständigen Bundesministerium (BMFSFJ) recherchieren, das wiederum auf einschlägige Portale wie
auf das Deutsche Zentrum für Altersfragen (DZA) mit den Online-Diensten ‚Gerolit’ und ‚Gerostat’, die
Bertelsmann Stiftung oder das ‚Demographie-Netzwerk’ verweist.
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Title
- L3T
- Subtitle
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Editor
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Publisher
- epubli GmbH
- Location
- Berlin
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 594
- Keywords
- L3T, online
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569