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Mobiles und ubiquitäres Lernen bezeichnet die Nutzung mobiler und allgegenwärtiger Computertechnolo-
gie als Lernunterstützung. Traxler (2009, 2) beschreibt verschiedene Ansätze zur Definition des ‚mobilen
Lernens‘:
Frühe Definitionen legten meist eine technozentrische Perspektive zu Grunde; „Jedes Bildungsange-
bot, in dem die einzigen oder dominanten Technologien Handheld- oder Palmtop-Geräte sind“
(Traxler, 2005), galt als mobiles Lernen.
In einem nächsten Schritt wurde die Mobilität der Lernenden mehr und mehr zentrales Kriterium
von Definitionen: „Jede Art des Lernens, das stattfindet, wenn der Lernende nicht an einem festen,
vorgegebenen Ort ist, oder das Lernen, wenn der Lernende Lernmöglichkeiten nutzt, die mobile
Technologien bieten“ (O'Malley et al., 2003, 6 [sinngemäße Übersetzung der Autoren]).
In einer Analyse durch Naismith et al. (2004) wurden die Formen des mobilen Lernens nach unter-
schiedlichen pädagogischen Paradigmen in behavioristische, konstruktivistische, situierte, koopera-
tive und informelle Ansätze unterteilt.
In der aktuellen Forschung sind die Konzepte der Kontextualisierung, Personalisierung, Multi-Mo-
dalen Interaktion, Awareness und Reflexion zentrale Komponenten einer mobilen Lernunterstüt-
zung. In einer Analyse von mehr als 150 mobilen Lernapplikationen identifizierten Frohberg et al.
(2009) sechs Dimensionen zur Klassifikation mobiler Lernunterstützung.
Ubiquitäre Lernunterstützung hat sich in den letzten Jahren aus der Verbindung mobilen Lernens und der
Nutzung von allgegenwärtigen Technologien in der durchgängigen Lernunterstützung entwickelt. Den
Schritt von mobiler zu ubiquitärer oder durchgängiger Lernunterstützung betonen Looi et al. (2010) in
ihrer Analyse von des ‚Mobile Assisted Seamless Learning‘. Hierbei beschreiben sie verschiedene Nut-
zungsbrüche, welche überbrückt werden müssen: zwischen formalen und informellen Lernsettings, zwi-
schen personalisierter und sozial eingebetteter Lernunterstützung, zwischen verschiedenen Lernzeiten und
Lernorten, zwischen physikalischer Umgebung und digitalen Informationen, zwischen verschiedenen Gerä-
ten sowie zwischen verschiedenen Lernaufgaben und -aktivitäten. Die Überbrückung dieser Brüche der
Lernunterstützung kann hierbei durch mobile Endgeräte sowie durch in die Umgebung eingebettete Tech-
nologie erreicht werden.
Seit Anfang der 1990er Jahre haben sich insbesondere mobile Technologien sowie Sensor- und Display-
Technologien rasant entwickelt. Diese bilden den Grundstein mobiler und ubiquitärer Lernunterstützung.
Grundsätzlich lässt sich ein Trend zur mobilen Unterstützung von Informationsverarbeitung und zur Ein-
bettung von Computertechnologien in die physikalische Umwelt erkennen (Specht, 2009). In den Horizon-
Reports der letzten sechs Jahre finden sich vielfältige Perspektiven, die Mobilität und ubiquitäre Technolo-
gien als sehr relevante Entwicklungen für die Unterstützung von Lernen, Lehren, Forschung sowie Kreati-
vität einstufen (Johnson et al., 2010).
Während es vor zehn Jahren eine zentrale technische Frage war, wie Inhalte auf mobilen Geräten zu-
gänglich gemacht werden können, geht es heute mehr um die Integration und Orchestrierung von mobi-
len Technologien in durchgängigen Lernunterstützungsmodellen. Bei der Verbindung von digitalen Infor-
mationen und Services mit der physikalischen Umwelt spielen mobile Endgeräte eine zentrale Rolle
(Specht, 2009). Die Verbindung findet hierbei über verschiedene Merkmale der aktuellen Situation oder
auch sogenannte Kontextdimensionen (Zimmermann et al., 2007) statt. Diese Merkmale der aktuellen Si-
tuation werden durch spezielle Sensortechnologien in mobilen Endgeräten erkannt. Zur Markierung physi-
kalischer Objekte werden besondere Kennmarken basierend auf RFID, Barcodes, Infrarot oder Bluetooth
genutzt. Aktuelle Generationen von Smartphones enthalten bereits eine Reihe von Sensorkomponenten wie
Kamera, Mikrofon, GPS, Kompass oder Kreiselgeräte zur Erfassung der genauen Position im Raum. Einen
aktuellen Überblick über Entwicklungen zu ortsbezogenem und kontextuellem Lernen gibt Brown (2010).
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Title
- L3T
- Subtitle
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Editor
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Publisher
- epubli GmbH
- Location
- Berlin
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 594
- Keywords
- L3T, online
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569