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Neue Technologien, insbesondere das Internet, verändern die Bedingungen für Lehre und Forschung sowie
den Zugang zu wissenschaftlichen Ressourcen und Lernmaterialien. Vor allem für Lehrende an Universitä-
ten, aber auch für Studierende sind das Internet und die damit verbundenen Möglichkeiten der Verbreitung
und des Zugriffs auf wissenschaftliche Veröffentlichungen und Lernmaterialien wesentlich: Während diese
früher in der Regel nur gedruckt in Bibliotheken oder für die Universitäten und deren Mitgliederinnen und
Mitglieder in einem eingeschränkten Intranet zur Verfügung standen, sind jetzt immer häufiger Fachpubli-
kationen und Forschungsdaten sowie Bildungsressourcen frei im Internet zugänglich. In diesem Kapitel
werden wir uns zum einen dem Publizieren mit freiem Zugang (engl. ‚open access‘) und zum anderen frei
zugänglichen und nutzbaren Bildungsmaterialien (engl. ‚open educational resources‘) widmen.
Damit Forschungsarbeiten diskutiert und zitiert werden können, müssen Wissenschaftler/innen diese veröf-
fentlichen und bestmöglich verbreiten. Veröffentlichungsformen unterscheiden sich je nach Disziplin. So
werden in den Geisteswissenschaften häufiger als in anderen Bereichen Sammelbände und Monografien
genutzt, im Bauwesen und in der Architektur spielen zum Beispiel Tagungsbände eine zentrale Rolle. Über
alle Wissenschaftsfelder hinweg sind jedoch Artikel in Fachzeitschriften die am häufigsten genutzte Veröf-
fentlichungsform (Deutsche Forschungsgemeinschaft, 2005).
Der Aufbau der modernen Wissenschaften, wie wir sie heute kennen, war von Beginn an mit der Gründung
von wissenschaftlichen Fachgesellschaften und wissenschaftlichen Fachzeitschriften verbunden. Die beiden
ältesten Zeitschriften, das ‚Journal des sçavans‘ und die ‚Philosophical Transactions of the Royal Society‘,
starteten 1665 und erfüllten Funktionen, die bis heute für wissenschaftliche Zeitschriften zentral sind – die
Sicherung von Priorität durch möglichst schnelle und breite Veröffentlichung von Forschungsergebnissen
und die Sicherung von Qualität, letzteres insbesondere durch sogenannte ‚Peer-Review-Verfahren‘: Peers,
also Kolleginnen und Kollegen, begutachten die zur Veröffentlichung eingereichte Beiträge (oft anonym,
selten als sogenanntes Open-Peer-Review, siehe dazu exemplarisch die neu gegründeten Open-Access-
Fachzeitschriften ‚Journal for Innovation and Quality in Learning‘ (http://innoqual.efquel.org/) und die ‚In-
terdisziplinäre Zeitschrift für Technologie und Lernen‘ (http://www.itel-journal.org/). Durch Peer Review
soll gewährleistet werden, dass nur Artikel verbreitet werden, die wissenschaftlichen Standards genügen.
Durch Zitationsanalysen veröffentlichter Artikel soll geprüft werden, wie häufig diese durch andere genutzt
werden, welchen ‚Impact‘ (engl. für ‚Einfluss‘) sie haben. Da wissenschaftliche Veröffentlichungen für be-
rufliche Karrierewege und universitäre Mittelvergaben von besonderer Bedeutung sind, ist der Druck insbe-
sondere in den Naturwissenschaften sehr hoch, in sogenannten High-Impact-Zeitschriften zu veröffentli-
chen. Hier gilt der Grundsatz des ‚publish or perish‘, eine englische Redewendung, die in etwa als ‚veröf-
fentliche oder gehe unter‘ ins Deutsche übertragen werden kann. Die Akzeptanz solcher Maße (vor allem
deren Berechnungsgrundlage) wird vielfach kritisiert (siehe aktuell die San Francisco Declaration on Rese-
arch Assessment, http://am.ascb.org/dora/); zudem muss von verschiedenen Arten von Impact im Sinne von
Sichtbarkeit ausgegangen werden, der sich nicht allein an Zitationshäufigkeit bemisst (Mruck& Mey,
2002).
Der traditionelle Publikationsprozess in Printzeitschriften sieht vor, dass Wissenschaftler/innen Artikel
schreiben und bei Zeitschriften, in denen sie sichtbar sein wollen, zur Veröffentlichung einreichen. Die
Zeitschriftenredaktionen organisieren dann die Begutachtung, indem sie Gutachter/innen um eine Bewer-
tung des eingereichten Artikels bitten, also um eine Einschätzung darüber, ob ein Artikel zur Veröffentli-
chung angenommen, durch die Autorinnen und Autoren überarbeitet oder abgelehnt werden sollte. Wenn
ein solcher Artikel – teilweise nach mehreren Überarbeitungsrunden – für die Veröffentlichung akzeptiert
worden ist, organisiert die Redaktion in der Regel das Lektorat und Korrektorat, also die formale Prüfung
und Korrektur des Artikels, und gibt den fertigen Artikel an einen kommerziellen Verlag weiter, der für
Druck und Verbreitung der Zeitschrift, in dem der Artikel erscheinen soll, zuständig ist. Mit der Veröffentli-
chung geben die Autorinnen und Autoren zumeist die Nutzungsrechte an ihrer Arbeit an den Verlag weiter.
Bibliotheken können die Zeitschrift dann für die Nutzung durch ihre Mitglieder (zum Beispiel Angehörige
einer Universität) wiedererwerben. In diesem Zusammenhang wird auch von einer Mehrfachsubventionie-
rung wissenschaftlicher Veröffentlichungen gesprochen, weil in der Regel der gesamte Prozess von der For-
schung über Erstellung, Bearbeitung und Begutachtung eines Textes bis hin zum Rückkauf durch öffentli-
che Mittel finanziert wird (Mruck et al., 2004).
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Title
- L3T
- Subtitle
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Editor
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Publisher
- epubli GmbH
- Location
- Berlin
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 594
- Keywords
- L3T, online
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569