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L3T - Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
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408 Dies offeriert einen Erklärungsansatz für problematischen Medienkonsum: Die Mediennutzung gerät dann in Schieflage, wenn die Bedürfnislage aus dem Gleichgewicht ist. Gleichzeitig haben wir in der Auseinan- dersetzung um den Medienbegriff jedoch gesehen, dass Medien keine neutralen Vermittler sind. Es ist also möglich, dass Medien Bedürfnisse nicht nur befriedigen, sondern auch erzeugen bzw. verstärken. Die re- nommierte Medienwissenschaftlerin Shelley Turkle stellt in ihren qualitativen Forschungen zu Social Soft- ware fest, dass wir die Omnipräsenz in digitalen Netzwerken wie Twitter und Facebook mit einer vermin- derten Fähigkeit zur Kommunikation im 'Hier und Jetzt' erkaufen (Turkle, 2012). Stimmt es also, dass on- line gepflegte Beziehungen keine „echten“ Freundschaften sind und digitale Kommunikation prinzipiell dem Austausch Angesicht zu Angesicht unterlegen ist? Forschungen zu computervermittelter Kommunika- tion bestätigen solche pauschalen Annahmen nicht. Computervermittelte Kommunikation ist nicht prinzipi- ell defizitär gegenüber face-to-face-Kommunikation, sondern weist eigene Qualitäten auf. Unterschiedliche technologische Ausprägungen ermöglichen eine Bandbreite an Ausdrucksformen, die wiederum hinsicht- lich ihrer kommunikativen Expressivität und Zielsetzung eine hohe Varianz aufweisen. Wie der Kommuni- kationswissenschaftler Rice (1999) bemerkt, „new media are often compared to, or critiqued from, a privi- leged, artifactual, idealized notion of interpersonal communication“ (S. 26). Wichtiger als das Medium ist die „Medialität“, also die Art und Weise, wie wir Medien in spezifischen Situationen gebrauchen (Krämer, 2008). Ebenso wenig wie heraufbeschworene Gefahren haben sich die euphorischen Erwartungen bewahrhei- tet, die besonders das Lernen per Computer und Internet begleitet haben. Ende der 90er Jahre prognostizier- te ein Expertengremium der Bertelsmann Stiftung, die traditionelle Hochschule sei im Begriff zu ver- schwinden. Im Jahr 2005 sollten Bildungsbroker/innen über Maklerinnen und Makler auf dem durch Ange- bot und Nachfrage regulierten Markt der Online-Studiengänge führen: „Was findet ein typischer Studienan- fänger – nennen wir ihn Thomas S. – in naher Zukunft vor? Wird sein erster Gedanke sein, sich eine Hoch- schule nach ihrem allgemeinen Renommee auszusuchen? Wird er sie lieber in einer Großstadt oder eher in einem Städtchen besuchen wollen? Soll seine erste Alma Mater eher in der Nähe (wegen der Freundin) oder doch lieber weiter fort (wegen der Eltern) liegen? Nichts dergleichen wird ihn beschäftigen. Stattdes- sen wird Thomas S. das Internet absuchen, um sich – mit Hilfe verschiedener Online-Bildungsbroker – über die weltweit angebotenen Kurse und Abschlüsse zu informieren. [...] Seminare und Vorlesungen, Kur- se und Betreuung werden als multimediale Websites oder als „training in the box“ angeboten.“ (Bertels- mann Stiftung & Heinz Nixdorf Stiftung, 2001, 18). Die Studienwahl per Online-Bildungsbrokering ist keineswegs Realität geworden. Vielmehr zeigt sich, dass neue Medien in der Lehre das Repertoire der Lehrmethoden ergänzen, stellenweise auch verändern, aber keineswegs ersetzen. Dies wird in den Kommunikationswissenschaften als 'Riepelsches Gesetz' be- zeichnet. Diese Merkregel lohnt es sich im Hinterkopf zu haben, wenn in aktuellen Debatten davon die Rede ist, dass 'Massive Open Online Courses' (MOOCs) die traditionelle Universität bald obsolet werden lassen. Im vorangegangenen Abschnitt wurde auf Parallelen in der gesellschaftlichen Bewertung von Buchdruck und Internet verwiesen. Wie ähnlich, wie unterschiedlich sind beide Medien? Anders gefragt: Was bedeutet es, wenn wir lesend und schreibend, produzierend und rezipierend im Netz unterwegs sind? Was ist das Neue an den neuen Medien und wie lange ist das Attribut 'neu' eigentlich noch zeitgemäß?
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L3T Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
Title
L3T
Subtitle
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
Editor
Martin Ebner
Sandra Schön
Publisher
epubli GmbH
Location
Berlin
Date
2013
Language
German
License
CC BY-SA 3.0
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
594
Keywords
L3T, online
Category
Lehrbücher

Table of contents

  1. Einleitung 1
  2. Einführung 11
  3. Von der Kreidetafel zum Tablet 27
  4. Die Geschichte des WWW 39
  5. Hypertext 51
  6. Geschichte des Fernunterrichts 65
  7. Informationssysteme 75
  8. Webtechnologien 89
  9. Multimediale und interaktive Materialien 99
  10. Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
  11. Human-Computer-Interaction 117
  12. Didaktisches Handeln 127
  13. Medienpädagogik 139
  14. Systeme im Einsatz 147
  15. Kommunikation und Moderation 157
  16. Forschungszugänge und -methoden 167
  17. Planung und Organisation 177
  18. Literatur und Information 185
  19. Die „Netzgeneration“ 201
  20. Multimedia und Gedächtnis 209
  21. Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
  22. Prüfen mit Computer und Internet 227
  23. Blogging und Microblogging 239
  24. Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
  25. Educasting 257
  26. Game-Based Learning 267
  27. Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
  28. Offene und partizipative Lernkonzepte 287
  29. Qualitätssicherung im E-Learning 301
  30. Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
  31. Lernen mit Videokonferenzen 319
  32. Simulationen und simulierte Welten 327
  33. Barrierefreiheit 343
  34. Genderforschung 355
  35. Zukunftsforschung 363
  36. Kognitionswissenschaft 373
  37. Diversität und Spaltung 387
  38. Lern-Service-Engineering 397
  39. Medientheorien 405
  40. Das Gesammelte interpretieren 413
  41. Wissensmanagement 421
  42. Sieht gut aus 427
  43. Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
  44. Interessen und Kompetenzen fördern 445
  45. Spielend Lernen im Kindergarten 455
  46. Technologieeinsatz in der Schule 465
  47. Technologie in der Hochschullehre 475
  48. Fernstudium an Hochschulen 483
  49. Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
  50. E-Learning in Organisationen 497
  51. Erwachsenen- und Weiterbildung 507
  52. Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
  53. Sozialarbeit 525
  54. Human- und Tiermedizin 531
  55. Online-Labore 539
  56. Mehr als eine Rechenmaschine 547
  57. Bildungstechnologien im Sport 557
  58. Fremdsprachen im Schulunterricht 569
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