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Dementsprechend wird Lernen als selbstorganisierter Prozess in Netzwerken verstanden, in dem die Ler-
nenden zum Beispiel selbst entscheiden, welche Lernziele für sie im Vordergrund stehen, wie sie das eigene
Lernen organisieren oder welche Werkzeuge sie verwenden. In cMOOCs verändert sich deshalb die Rolle
der Lehrenden hin zu Lernbegleiterinnen und Lernbegleitern, die unterstützende Rahmenbedingungen
schaffen, etwa eine inhaltliche und zeitliche Struktur, die meist auch regelmäßige synchrone Treffen be-
inhaltet. Abgesehen davon werden die Lernenden jedoch als gleichberechtigte Partner/innen beim gemein-
samen Lernen im Netzwerk verstanden, die durch eigene Beiträge, zum Beispiel in Foren, per Blog oder
über Twitter, zur inhaltlichen Gestaltung des Kurses beitragen. Dafür haben Stephen Downes und George
Siemens (Downes, 2012) vier Aktivitätsmuster beschrieben, die sie für kennzeichnend und konstitutiv hal-
ten: Orientieren (Aggregate), (neu) Ordnen (Remix), Beitragen (Repurpose) und Teilen (Feed forward)
(Wedekind, 2013).
An beiden MOOC-Formen besteht offensichtlich von Seiten der Lernenden großes Interesse. Und trotz der
erheblichen konzeptionellen Unterschiede gibt es ähnliche Probleme, insbesondere hohe Abbruch-Quoten:
Die Abschlussprüfungen in xMOOCs legen meist weniger als zehn Prozent der registrierten Teilnehmen-
den ab; die Beteiligung an Online-Events sowie die Anzahl von Beiträgen etwa in Diskussionsforen oder
Blogs nehmen in beiden Kursformen nach der Anfangsphase meist erheblich ab. Kritisiert wird auch die oft
sehr heterogene Zusammensetzung der Teilnehmenden, die sich unter anderem aus einer mangelnden Dif-
ferenzierung in Bezug auf die Teilnahmevoraussetzungen und einer unklaren Ausrichtung auf bestimmte
Zielgruppen ergibt. Auch kann bei der Betreuung so großer Gruppen nur schwer auf die Bedürfnisse Ein-
zelner eingegangen werden, und der Erfolg von Peer-Reviews hängt stark von der Zusammensetzung der
jeweiligen Arbeitsgruppen ab. Zwar gibt die zeitliche Taktung den Lernaktivitäten eine Struktur, anderer-
seits gibt es jedoch gerade in xMOOCs oft auch wenig Raum für freie Zeiteinteilung, was Teilnehmende
häufig vor eine Herausforderung stellt (vgl. zu diesem gesamten Abschnitt zum Beispiel Bremer & Thillo-
sen, im Druck).
Beide MOOC-Formen sind ein sehr neues Phänomen, dessen weitere Entwicklung noch viele Fragen
beinhaltet. Dies betrifft neben Aspekten der konkreten Ausgestaltung der Kurse – zum Beispiel Modelle
der didaktischen Gestaltung oder der Durchführung valider Prüfungen – auch darüber hinausgehende und
für Lernende (und die Planung lebenslangen Lernens) ebenfalls wichtige Fragen etwa nach nachhaltigen
Geschäftsmodellen und der (zukünftigen) Bedeutung von MOOCs im Bildungssystem.
Einen Eindruck davon, wie (unterschiedlich) MOOCs gestaltet sein können, erhalten Sie natürlich auch
in jedem anderen MOOC. Ständig aktualisierte Listen enthalten zum Beispiel die Seiten http://www.
mooc.ca/courses.htm (cMOOCs) und http://www.class-central.com (xMOOCs).
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Title
- L3T
- Subtitle
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Editor
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Publisher
- epubli GmbH
- Location
- Berlin
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 594
- Keywords
- L3T, online
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569