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L3T - Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
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521 Die bisherigen Erfahrungen mit der Nutzung von freien Online-Selbstlernangeboten – seien es Lernmate- rialien oder MOOCs – zeigen vor allem zwei zentrale Herausforderungen, um die es in diesem Abschnitt gehen soll: das Problem, qualitativ hochwertige Angebote zu finden beziehungsweise die Qualität gefunde- ner Angebote einzuschätzen und das Problem der Selbststeuerung, insbesondere bei längeren Lernprozes- sen. Beide Aspekte erfordern zum einen neue Kompetenzen auf Seiten der Lernenden, zum anderen aber auch Unterstützung durch die Veränderung von Rahmenbedingungen und nicht zuletzt bildungspolitische Entscheidungen. Damit Selbstlernende das Potenzial von digitalen Lernangeboten wirklich ausschöpfen können, müssen sie über die notwendige Medienkompetenz verfügen. Das auf Baacke (1973) zurückgehende und inzwischen von verschiedenen Seiten umfassend weiterentwickelte Konzept der Medienkompetenz bezieht sich über Handhabungs- und Nutzungskompetenzen im Umgang mit Hardware und Programmen hinaus auf weitere, sehr unterschiedliche Aspekte wie Medienkritik, die Reflexion der Mediennutzung und weiteres. (Zu den verschiedenen Ansätzen und Entwicklungen des Konzepts der Medienkompetenz vgl. Kapitel #medienpäd- agogik.) In Bezug auf die Gestaltung von Selbstlernprozessen mit freien Online-Angeboten unterstützen solche Kompetenzen Entscheidungen auf verschiedenen Ebenen, etwa bei der Recherche und der Beurtei- lung der Qualität von Angeboten, der Handhabung von in Lernangeboten vorgegebenen Tools oder der Ent- scheidung, gegebenenfalls weitere Werkzeuge zu verwenden, zum Beispiel eine persönliche Lernumgebung zur Organisation des eigenen Lernens (zu persönlichen Lernumgebungen, englisch „personal learning envi- ronment“ vgl. Kapitel #systeme) und nicht zuletzt natürlich auch bei der Gestaltung der kooperativen Zu- sammenarbeit mit anderen. Eine wesentliche Voraussetzung für autodidaktisches, mediengestütztes Lernen ist außerdem die Fähig- keit zum selbstgesteuerten Lernen. Selbststeuerung kann sich auf sehr unterschiedliche Aspekte beziehen, die in formalen Lernprozessen häufig vorgegeben sind, zum Beispiel Lernziele und -inhalte, Methoden, Medien sowie Überwachung der Zielerreichung. Darüber hinaus geht es jedoch auch um innerpsychische Leistungen der Selbstregulation, etwa kognitive Strategien zur Planung und Überwachung des Lernprozes- ses, das Bewusstsein für motivationale Präferenzen und bevorzugte Lernstrategien, Umgang mit Erfolg und Misserfolg und vieles mehr (vgl. hierzu ausführlich Kerres, 2012, 20-33). Zwar gibt es Online-Lehrszenarien, in denen die Gefahr besteht, dass Lernende noch mehr als in traditio- nellen Lehrveranstaltungen vorgegebene Inhalte nur noch rezipieren. So kann zum Beispiel mit der Input- orientierten Struktur von xMOOCs eine verstärkte Dominanz der Lehrenden einhergehen. Grundsätzlich ist jedoch mit den zunehmenden Möglichkeiten der selbstorganisierten Gestaltung der eigenen Lernprozesse eher eine Umkehr der klassischen Rollenverhältnisse verbunden, von der Dominanz der Lehre – und der Lehrenden – hin zu einer Lerner/innen-Zentrierung (Arnold et al., 2013, 118). Dies wird durch Konzepte wie den Konnektivismus unterstützt; aber nicht nur in cMOOCs verändert sich die Rolle der Lehrenden hin zur Lernbegleitung. Zugleich wurde schon früh die Frage gestellt, was unter solchen Voraussetzungen „den Anreiz für das Lernen der Individuen“ schafft (Zimmer, 1997, 116). Dabei geht es also unter anderem um die Anerkennung von informellen Lernleistungen, auch beim Lernen mit OER und in MOOCs. So wurde im Zusammenhang mit den ersten xMOOCs von hohen Zahlen bestandener Prüfungen berich- tet; andererseits können solche Prüfungen – zumindest in Deutschland – kaum formal anerkannt werden, da es bei rein online abgelegten, automatisiert ausgewerteten Prüfungen nicht möglich ist, den Prüfling zwei- felsfrei zu identifizieren. Im Kontext von cMOOCs war zunächst gar keine Zertifizierung vorgesehen, da man davon ausging, dass die Motivation zur Teilnahme im Interesse an dem Thema und am Austausch lie- ge. Trotzdem legen inzwischen Untersuchungen nahe, dass die Anerkennung von Lernleistungen dazu bei- tragen könnte, die Abbruch-Quote zu reduzieren. Zurzeit wird deshalb sowohl in cMOOCs als auch in eini- gen anderen Lernangeboten, zum Beispiel der Khan Academy, die Einführung von Online-Badges erprobt, die freiwillig erworben werden können.
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L3T Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
Title
L3T
Subtitle
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
Editor
Martin Ebner
Sandra Schön
Publisher
epubli GmbH
Location
Berlin
Date
2013
Language
German
License
CC BY-SA 3.0
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
594
Keywords
L3T, online
Category
Lehrbücher

Table of contents

  1. Einleitung 1
  2. Einführung 11
  3. Von der Kreidetafel zum Tablet 27
  4. Die Geschichte des WWW 39
  5. Hypertext 51
  6. Geschichte des Fernunterrichts 65
  7. Informationssysteme 75
  8. Webtechnologien 89
  9. Multimediale und interaktive Materialien 99
  10. Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
  11. Human-Computer-Interaction 117
  12. Didaktisches Handeln 127
  13. Medienpädagogik 139
  14. Systeme im Einsatz 147
  15. Kommunikation und Moderation 157
  16. Forschungszugänge und -methoden 167
  17. Planung und Organisation 177
  18. Literatur und Information 185
  19. Die „Netzgeneration“ 201
  20. Multimedia und Gedächtnis 209
  21. Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
  22. Prüfen mit Computer und Internet 227
  23. Blogging und Microblogging 239
  24. Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
  25. Educasting 257
  26. Game-Based Learning 267
  27. Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
  28. Offene und partizipative Lernkonzepte 287
  29. Qualitätssicherung im E-Learning 301
  30. Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
  31. Lernen mit Videokonferenzen 319
  32. Simulationen und simulierte Welten 327
  33. Barrierefreiheit 343
  34. Genderforschung 355
  35. Zukunftsforschung 363
  36. Kognitionswissenschaft 373
  37. Diversität und Spaltung 387
  38. Lern-Service-Engineering 397
  39. Medientheorien 405
  40. Das Gesammelte interpretieren 413
  41. Wissensmanagement 421
  42. Sieht gut aus 427
  43. Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
  44. Interessen und Kompetenzen fördern 445
  45. Spielend Lernen im Kindergarten 455
  46. Technologieeinsatz in der Schule 465
  47. Technologie in der Hochschullehre 475
  48. Fernstudium an Hochschulen 483
  49. Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
  50. E-Learning in Organisationen 497
  51. Erwachsenen- und Weiterbildung 507
  52. Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
  53. Sozialarbeit 525
  54. Human- und Tiermedizin 531
  55. Online-Labore 539
  56. Mehr als eine Rechenmaschine 547
  57. Bildungstechnologien im Sport 557
  58. Fremdsprachen im Schulunterricht 569
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