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Die bisherigen Erfahrungen mit der Nutzung von freien Online-Selbstlernangeboten – seien es Lernmate-
rialien oder MOOCs – zeigen vor allem zwei zentrale Herausforderungen, um die es in diesem Abschnitt
gehen soll: das Problem, qualitativ hochwertige Angebote zu finden beziehungsweise die Qualität gefunde-
ner Angebote einzuschätzen und das Problem der Selbststeuerung, insbesondere bei längeren Lernprozes-
sen. Beide Aspekte erfordern zum einen neue Kompetenzen auf Seiten der Lernenden, zum anderen aber
auch Unterstützung durch die Veränderung von Rahmenbedingungen und nicht zuletzt bildungspolitische
Entscheidungen.
Damit Selbstlernende das Potenzial von digitalen Lernangeboten wirklich ausschöpfen können, müssen sie
über die notwendige Medienkompetenz verfügen. Das auf Baacke (1973) zurückgehende und inzwischen
von verschiedenen Seiten umfassend weiterentwickelte Konzept der Medienkompetenz bezieht sich über
Handhabungs- und Nutzungskompetenzen im Umgang mit Hardware und Programmen hinaus auf weitere,
sehr unterschiedliche Aspekte wie Medienkritik, die Reflexion der Mediennutzung und weiteres. (Zu den
verschiedenen Ansätzen und Entwicklungen des Konzepts der Medienkompetenz vgl. Kapitel #medienpäd-
agogik.) In Bezug auf die Gestaltung von Selbstlernprozessen mit freien Online-Angeboten unterstützen
solche Kompetenzen Entscheidungen auf verschiedenen Ebenen, etwa bei der Recherche und der Beurtei-
lung der Qualität von Angeboten, der Handhabung von in Lernangeboten vorgegebenen Tools oder der Ent-
scheidung, gegebenenfalls weitere Werkzeuge zu verwenden, zum Beispiel eine persönliche Lernumgebung
zur Organisation des eigenen Lernens (zu persönlichen Lernumgebungen, englisch „personal learning envi-
ronment“ vgl. Kapitel #systeme) und nicht zuletzt natürlich auch bei der Gestaltung der kooperativen Zu-
sammenarbeit mit anderen.
Eine wesentliche Voraussetzung für autodidaktisches, mediengestütztes Lernen ist außerdem die Fähig-
keit zum selbstgesteuerten Lernen. Selbststeuerung kann sich auf sehr unterschiedliche Aspekte beziehen,
die in formalen Lernprozessen häufig vorgegeben sind, zum Beispiel Lernziele und -inhalte, Methoden,
Medien sowie Überwachung der Zielerreichung. Darüber hinaus geht es jedoch auch um innerpsychische
Leistungen der Selbstregulation, etwa kognitive Strategien zur Planung und Überwachung des Lernprozes-
ses, das Bewusstsein für motivationale Präferenzen und bevorzugte Lernstrategien, Umgang mit Erfolg und
Misserfolg und vieles mehr (vgl. hierzu ausführlich Kerres, 2012, 20-33).
Zwar gibt es Online-Lehrszenarien, in denen die Gefahr besteht, dass Lernende noch mehr als in traditio-
nellen Lehrveranstaltungen vorgegebene Inhalte nur noch rezipieren. So kann zum Beispiel mit der Input-
orientierten Struktur von xMOOCs eine verstärkte Dominanz der Lehrenden einhergehen. Grundsätzlich ist
jedoch mit den zunehmenden Möglichkeiten der selbstorganisierten Gestaltung der eigenen Lernprozesse
eher eine Umkehr der klassischen Rollenverhältnisse verbunden, von der Dominanz der Lehre – und der
Lehrenden – hin zu einer Lerner/innen-Zentrierung (Arnold et al., 2013, 118). Dies wird durch Konzepte
wie den Konnektivismus unterstützt; aber nicht nur in cMOOCs verändert sich die Rolle der Lehrenden hin
zur Lernbegleitung. Zugleich wurde schon früh die Frage gestellt, was unter solchen Voraussetzungen „den
Anreiz für das Lernen der Individuen“ schafft (Zimmer, 1997, 116). Dabei geht es also unter anderem um
die Anerkennung von informellen Lernleistungen, auch beim Lernen mit OER und in MOOCs.
So wurde im Zusammenhang mit den ersten xMOOCs von hohen Zahlen bestandener Prüfungen berich-
tet; andererseits können solche Prüfungen – zumindest in Deutschland – kaum formal anerkannt werden, da
es bei rein online abgelegten, automatisiert ausgewerteten Prüfungen nicht möglich ist, den Prüfling zwei-
felsfrei zu identifizieren. Im Kontext von cMOOCs war zunächst gar keine Zertifizierung vorgesehen, da
man davon ausging, dass die Motivation zur Teilnahme im Interesse an dem Thema und am Austausch lie-
ge. Trotzdem legen inzwischen Untersuchungen nahe, dass die Anerkennung von Lernleistungen dazu bei-
tragen könnte, die Abbruch-Quote zu reduzieren. Zurzeit wird deshalb sowohl in cMOOCs als auch in eini-
gen anderen Lernangeboten, zum Beispiel der Khan Academy, die Einführung von Online-Badges erprobt,
die freiwillig erworben werden können.
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Titel
- L3T
- Untertitel
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Herausgeber
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Verlag
- epubli GmbH
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 3.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 594
- Schlagwörter
- L3T, online
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569