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internationalen Studien schließen, dass LehrerInnenfortbildung mit kollabora-
tiven und reflexiven Anteilen zumindest in einigen Bereichen Effekte auf die
LehrerInnenkognitionen und in Einzelfällen auch auf SchülerInnen aufweisen.
Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn Teamstrukturen an den Schulen –
unter anderem durch die Leitung – unterstützt werden (siehe zusammenfassend
Lipowsky 2010, 2011; siehe unten). Für Österreich finden sich sehr wenige
Studien, die fast ausschließlich auf subjektiven Einschätzungen durch die
Lehrpersonen selbst basierten. Es konnte gezeigt werden, dass kooperative und
an Aktionsforschung angelehnte LehrerInnenfortbildung die selbsteinge-
schätzten Kompetenzen erweitert (z.B. Andreitz et al. 2017), zur Entwicklung
des Selbstwert beiträgt (Zehetmeier 2015) oder etwa die Leistungen in der
Analyse von Unterricht verbessert werden (Müller/Andreitz/Mayr 2010). In
einer Interventionsstudie zu Förderung von Lifelong Learning konnten zudem
Effekte auf die LehrerInnenmotivation (Finsterwald et al. 2013), das selbstre-
gulierte Lernen sowie die Regulationsfähigkeit der SchülerInnen nachgewie-
sen werden (Lüftenegger et al. 2016).
Wann sind Fortbildungen wirksam? Sie sind dann wirksam,
- wenn sie über zwei Tage dauern und die Lerngelegenheiten aktiv und en-
gagiert genutzt werden,
- wenn sie LehrerInnen zum intensiven Nachdenken über den Unterricht
und den Einfluss auf SchülerInnenlernen anregen,
- wenn sie domänen- und inhaltsspezifisch ausgerichtet sind,
- wenn „datengestützte Qualitätszirkel“ durchgeführt werden, die u.a.
Rückmeldung und Auseinandersetzung mit Ergebnissen aus Lernstands-
erhebungen unter Begleitung von Expertinnen und Experten bereitstellen,
- wenn unterrichtsbegleitendes Coaching und Feedback durch erfahrene
Lehrpersonen mit entsprechender Ausbildung zur Anwendung kommen
(hierzu ist die Befundlage allerdings noch unsicher),
- wenn ExpertInnen und WissenschaftlerInnen bei der Konzeption von Leh-
rerInnenfortbildungen beteiligt werden und diese in der Lage sind, die In-
halte in bedeutende Aktivitäten für LehrerInnen umsetzen zu können und
- wenn durch die Umsetzung von konkreten Aktionen in der schulischen
Praxis zeitnah zu den LehrerInnenfortbildungen Wirksamkeitserfahrun-
gen durch die Lehrpersonen gemacht werden können, die wesentlich für
die Veränderung von Beliefs sind (vgl. Rzejak/Lipowsky 2018).
Bisher ist für Österreich nicht untersucht worden, welche Bedingungen den
Transfer in die schulische Praxis befördern. „Dies betrifft auch Angebote, die
direkt vor Ort stattfinden und Lern- und Anwendungssituationen verschrän-
ken.“ (Müller et al. 2019: 129)
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Lernprozesse über die Lebensspanne
Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern
Veröffentlicht mit Unterstützung der Fakultät für Kulturwissenschaften der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
- Title
- Lernprozesse über die Lebensspanne
- Subtitle
- Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern
- Authors
- Monika Kastner
- Jasmin Donlic
- Barbara Hanfstingl
- Editor
- Elisabeth Jaksche-Hoffman
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8474-1467-4
- Size
- 14.7 x 21.0 cm
- Pages
- 190
- Category
- Lehrbücher