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Was kann die Wissenschaft in Bezug auf berufstätige
Studierende wissen und was soll sie tun?
Theoretischer Begründungszusammenhang aus interdisziplinärer
Perspektive
Trotz anhaltender Bildungsexpansion und diverser bildungspolitischer Maß-
nahmen1 kann das österreichische Bildungssystem bedauerlicherweise noch
immer als sozial selektiv angesehen werden. Dies haben u.a. der 2018 erschie-
nene OECD-Bericht „Education at a Glance“ und die Studierenden-Sozialer-
hebung 2015 aufgezeigt. Die Wahrscheinlichkeit für Kinder von Akademike-
rInnen ist demnach „2,4-mal“ (Zaussinger et al. 2016: 53) so hoch, ein Hoch-
schulstudium aufzunehmen als für jene, in deren Elternhaus kein hochschuli-
scher Abschluss vorhanden ist (siehe dazu auch OECD 2018, Studierenden-
Sozialerhebung 2015). Das Thema der intergenerationalen Bildungsmobili-
tät2, die Verbesserung der sozialen Durchlässigkeit von Bildungssystemen und
eine erhöhte Chancengerechtigkeit wird daher zunehmend von Sozial-/Bil-
dungs- und Wirtschaftswissenschaften in den Blick genommen.
Volkswirtschaftlich betrachtet wird dieser wissenschaftliche und gesell-
schaftliche Anspruch mit weiteren Überlegungen gegenwärtiger Gesellschafts-
systeme verknüpft: Zunächst wird die Notwendigkeit einer erhöhten Durchläs-
sigkeit in Bildungssystemen mit stetig steigenden qualifikatorischen Anforde-
rungen im Berufsleben und einem Anspruch an chancengerechterer Teilhabe
am wirtschaftlichen Gesamtwachstum in Verbindung gebracht. Die belegte ge-
steigerte Nachfrage an hoch qualifizierten Arbeitskräften drückt schließlich ei-
nen erhöhten Kompetenz- und Qualifikationsbedarf auch an Hochschulabsol-
ventInnen aus (vgl. dazu Hammermann/Stettes 2016; Wheelahan 2007; Nijhof
1998). Dies geschieht laut Datenbeständen der Volkswirtschaft einerseits vor
dem Hintergrund des Ersatzbedarfs für die demographisch bedingt aus dem
Erwerbsleben ausscheidenden Fachkräfte und andererseits durch neu entste-
hende Arbeitsplätze mit andersgearteten Tätigkeiten und Aufgabenprofilen
(u.a. in Folge der Digitalisierung). Um demnach aus der Wettbewerbssicht in
zunehmend globalisierten, hochkompetitiven Märkten bestehen zu können, be-
darf es u.a. erhöhten fachlichen Wissens und gesteigerter Innovationsfähigkeit.
Dieses Wissen und diese „Kompetenzen“ würden zu „volkswirtschaftlicher
1 Exemplarisch dafür können u.a. Studienförderungen, Studienbeihilfen, Selbsterhalter- und
Studienabschlussstipendien oder standortspezifische Lösungen wie der Erlass von Studien-
gebühren unter bestimmten Kriterien für berufstätige Studierende usw. wie beispielsweise an
der Universität Innsbruck/Tirol sein.
2 Siehe dazu beispielsweise Ditton (1992), Henz (1996), Knittler (2011), Altzinger et al.
(2013).
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Lernprozesse über die Lebensspanne
Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern
Veröffentlicht mit Unterstützung der Fakultät für Kulturwissenschaften der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
- Title
- Lernprozesse über die Lebensspanne
- Subtitle
- Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern
- Authors
- Monika Kastner
- Jasmin Donlic
- Barbara Hanfstingl
- Editor
- Elisabeth Jaksche-Hoffman
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8474-1467-4
- Size
- 14.7 x 21.0 cm
- Pages
- 190
- Category
- Lehrbücher