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axel Bernd Kunze | staat – Identität – recht
hauptet, gleichzeitig dann aber auch ein Vorrang des Gemeinwohls und ein
Zurücktreten partikularer Unterscheidungsmerkmale – ein Widerspruch?
Freiheit im gemeinsamen Zusammenleben lebt nicht vom Entweder-oder,
sondern von polaren Grundspannungen, die im freiheitlichen Gemeinwe-
sen nicht in die eine oder andere Richtung aufgelöst werden dürfen. Viel-
mehr bedarf es eines vermittelnden Bindegliedes: Die staatliche und gesell-
schaftliche Öffentlichkeit bleibt als jener Ort wichtig, wo die notwendige
Vermittlung zwischen individual- und gemeinwohlbezogenen Interessen
geschieht. Suprastaatliche Verbünde können dies nicht leisten, woran nicht
zuletzt auch das Subsidiaritätsprinzip gemahnt. Eine im Kern letztlich ‚un-
politische‘ Sozialethik, für die Staat und Nation kaum noch eine Rolle spie-
len, sollte bedenken, was an dieser Stelle auf dem Spiel steht. Denn geht die
Rechtsfunktion des Staates dahin, könnte der Verlust an Humanität gra-
vierend sein – gerade auch für den Einzelnen.
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Volume 2:1
- Title
- Limina
- Subtitle
- Grazer theologische Perspektiven
- Volume
- 2:1
- Editor
- Karl Franzens University Graz
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- Size
- 21.4 x 30.1 cm
- Pages
- 194
- Categories
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven