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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:1
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Page - 53 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:1

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53 | www.limina-graz.eu Wolfgang Benedek | Religiöser Fundamentalismus aus menschenrechtlicher Sicht 5 Islamfeindlichkeit und Radikalisierung Ausgrenzung, Rassismus, Diskriminierung und die Stigmatisierung von Menschen können den Boden für eine Radikalisierung bereiten und zu Ex- tremismus führen. Konkret bedeutet dies, dass eine Gesellschaft, die Men- schen aufgrund ihrer Religion ausgrenzt, deren Radikalisierung befördern kann. Aber auch historische Ungerechtigkeiten können bei der Radikali- sierung eine Rolle spielen. Deradikalisierungsprogramme sind wesentlich schwerer zum Erfolg zu bringen als Präventionsmaßnahmen etwa in Form von Menschenrechtsbildung verbunden mit der Erfahrung gleicher Rechte und Akzeptanz. Die Grundrechteagentur der Europäischen Union hat seit 2006 mehrere Er- hebungen zur Situation der Muslime in der EU durchgeführt und dabei in den untersuchten EU-Ländern ein hohes Maß an Islamfeindlichkeit und Diskriminierung von Muslimen festgestellt. So stellte eine Erhebung von 2012 fest, dass eine von drei Personen muslimischen Glaubens in den letz- ten zwölf Monaten eine Diskriminierungserfahrung gemacht hat und eine von zehn Personen Opfer eines rassisch motivierten Verbrechens gewor- den war (vgl. EU Fundamental Rights Agency 2009). Ein Großteil, nämlich 80 Prozent, dieser Übergriffe wurde nicht gemeldet, weil entweder die be- stehenden Möglichkeiten nicht bekannt waren oder sich die Betroffenen davon zu wenig erwarteten. Eine Erhebung acht Jahre später zeigte wenig Verbesserung, wobei festgestellt wurde, dass die Muslime generell loyal zu ihrem Land stehen und seinen Institutionen grundsätzlich vertrauen. Die Erfahrung der Ausgrenzung, Diskriminierung und Belästigung aufgrund von Namen, Aussehen, Kleidung u. a. bis hin zu Hass und Gewalt kann je- doch dieses Vertrauen beeinträchtigen. So fühlte sich eine oder einer von drei MuslimInnen bei der Arbeitssuche diskriminiert. Die zweite Genera- tion zeigt sich dabei kritischer als ihre Eltern (vgl. EU Fundamental Rights Agency 2017, 7). In der Zwischenzeit ist in Österreich, aber auch in ande- ren EU-Ländern der Druck auf die MuslimInnen gestiegen, was Probleme des gesellschaftlichen Zusammenhalts verstärkt. Damit wird der Nährbo- den für eine Radikalisierung Einzelner bereitet, während sich die Mehrheit eher zurückzieht. Beides ist problematisch für den gesellschaftlichen Zu- sammenhalt. Die Ausgrenzung von Menschen kann deren Radikalisierung befördern.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:1
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
4:1
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
224
Categories
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