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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:1
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Page - 58 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:1

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58 | www.limina-graz.eu Wolfgang Benedek | Religiöser Fundamentalismus aus menschenrechtlicher Sicht der religiösen Erziehung, im Bereich der Integration und der Deradikalisie- rung Einfluss zu gewinnen, und eigene Schulen, Krankenhäuser, Friedhöfe oder Unternehmen gründen, um den Islam als allumfassendes Lebensmo- dell zu fördern (vgl. Vidino 2017).17 Hier wird ein Generalverdacht ausgesprochen und mit verschiedenen Bei- spielen belegt, wie etwa im Bildungsbereich versucht wird, muslimische Einrichtungen zu schaffen (vgl. Scholz/Heinisch 2019, 249ff.). Dies kann zu einer Stigmatisierung aller MuslimInnen führen, die sich im weitesten Sinne politisch betätigen oder auch nur Kopftuch tragen. Angesichts weit verbreiteter katholischer Schulen stellt sich freilich die Frage, was an kon- fessionell getragenen Schulen fundamentalistisch ist. Sollen die Rechte und Freiheiten in Österreich nicht für alle gleich gelten? Ist es nicht der Staat, der die Vorgaben für solche Institutionen, wie etwa die Lehrpläne, macht? Was ist mit den österreichischen Auslandsschulen wie dem St. Georgs- Kolleg in Istanbul? Viele MuslimInnen werden eine solche Haltung ihnen gegenüber als eine weitere Diskriminierung empfinden. Jedenfalls ist schwer zu ersehen, worin eine allfällige Rechtswidrigkeit dieses Verhaltens liegen sollte, wenn man von behaupteten internationa- len Vernetzungen mit radikalen Zweigen der Muslimbruderschaft absieht. Man kann darin eine fundamentalistische Grundhaltung erblicken, wie sie freilich in allen Religionsgemeinschaften anzutreffen ist, etwa dem Opus Dei in der katholischen Kirche, gegen das ähnliche Vorwürfe bestehen. Eine allfällige Mitgliedschaft bei den Muslimbrüdern ist auch nicht verboten. In keinem Land der Europäischen Union noch in den USA gelten sie als ter- roristische Vereinigung. Daraus folgt, dass die massive Vorgangsweise der Behörden gegen Personen, die als gut integrierte und aktive Mitglieder der Gesellschaft gelten, den Generalverdacht gegen die MuslimInnen weiter verstärkt und damit die Grundlagen für Integration und ein vertrauensvol- les Zusammenleben schwächt, auch wenn die Regierung betont, dass sich die Aktion nicht gegen die Muslime an sich gerichtet hat. So wird es aber von vielen aufgefasst. Sollen die Rechte und Freiheiten in Österreich nicht für alle gleich gelten? 17 Interview mit Lorenzo Vidino, Kleine Zeitung vom 29.11.2020, 14–15. Siehe auch Gudrun Harrer, „Razzien gegen angebliche Muslim- brüder: Warum man Arafat nicht kennen sollte“, Der Standard vom 26.11.2020, 9.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:1
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
4:1
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
224
Categories
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