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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:1
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115 | www.limina-graz.eu Adem Aygün | Fundamentalismus im zeitgenössischen islamischen Denken Neben einem Überblick über ihr jeweiliges Verhältnis zur Politik, ihre Heran gehensweise an die grundlegenden Probleme der heutigen islami- schen Welt und ihre Lösungsvorschläge, ihre Organisationsstruktur und ihre Führungstypologie wird hier der Schwerpunkt auf die Sicht dieser Be- wegungen auf die Hauptquellen des Islam gelegt. Es ist besonders wichtig zu erwähnen, dass es Übergänge und Schnittstellen zwischen diesen An- sätzen bzw. Bewegungen gibt. Daher werden hier nur diejenigen Merkmale ausgeführt, welche für einen Ansatz oder eine Bewegung besonders mar- kant sind. Traditionalismus Islamischer Traditionalismus ist eine Erscheinungsform von Ashab al- hadith, die im 9. Jahrhundert entstanden ist. Die Traditionalisten, die als Anhänger und Verfechter der Prophetentradition (Hadith-Sunna) bekannt sind, besinnen sich daher auf die über Jahrhunderte tradierten Normen und Vorschriften der ersten drei Generationen bis einschließlich Ahmad ibn Hanbal (780 in Bagdad – 855). Das gemeinsame Merkmal, das den traditionalistischen Bewegungen zu- grunde liegt, ist ein Textzentrismus. In diesem Sinne besitzt auch die Pro- phetentradition normativen Charakter und stellt neben dem Koran die zweite Quelle der islamischen Normenlehre dar. Alle anderen Meinungen, die auf rationalen Schlussfolgerungen beruhen, werden als absurd abge- wertet und abgelehnt. Aus dieser Sicht ist die Tradition sakral und verdient Respekt. Da die Tra- dition althergebracht und beständig ist, verleiht sie ihren Anhängern gro- ßes Selbstvertrauen, da damit eine heilige Ideengeschichte geteilt wird. Sie bietet eine Motivation, die materiellen und spirituellen Bindungen und die innere Harmonie zwischen den Mitgliedern sicherzustellen. Dadurch ent- steht ein gemeinsames Identitätsbewusstsein. Jegliche Veränderung, Ent- wicklung oder Innovation wird mit Argwohn betrachtet, da sie als Abkehr von der Tradition angesehen wird. Nach diesem Ansatz können Traditionen auf den ersten Blick stereotyp, formelhaft und glanzlos erscheinen, sie beinhalten jedoch in sich eine Fle- xibilität, die es ihnen erlaubt, sich im Verlauf der Geschichte weiterzuent- Das gemeinsame Merkmal der traditionalistischen Bewegungen ist ein Textzentrismus.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:1
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
4:1
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
224
Categories
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