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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:1
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121 | www.limina-graz.eu Adem Aygün | Fundamentalismus im zeitgenössischen islamischen Denken 5 Ursachen des Fundamentalismus Die Erneuerung und Ausbreitung des Fundamentalismus unter einem tra- ditionalistischen Deckmantel, ob nun in rein theologischer Form wie beim Wahhabismus oder in einer politisch-religiösen Ausprägung wie bei den Muslimbrüdern und dem Dschihadismus, hat mit vielschichtigen und viel- fältigen Variablen zu tun. Sie wirkt sich gegenwärtig nicht nur auf die ra- dikalen Bewegungen aus, sondern auch latent auf den Mainstream-Islam, den die Mehrheit der Musliminnen und Muslime vertritt. Daher können die Übergänge von traditionsbewussten Bewegungen zu liberalen, von gemä- ßigten zu extremistischen dynamisch und fließend sein. Dies ist zweifellos der Grund für die terminologische Verwirrung in den Diskursen der Sozio- logie, Psychologie, Politikwissenschaft, Kriminologie und Religionswis- senschaft, da sich die wissenschaftlichen Bemühungen auf fundamenta- listisch-radikale Erscheinungsformen des Islam und ihre Ursachen fokus- sieren. Dabei steht im Zentrum die Frage, ob der Islam bzw. die islamische Theologie eine Grundlage für Gewalthandlungen bietet oder zumindest einen theoretischen Rahmen für Gewalt schafft, in dem die Menschen zu einem fundamentalistisch-radikalen Islam, zu politischem Widerstand und kriminellem Verhalten bzw. zur Entfremdung gegenüber der Gesell- schaft geführt werden. Aus der akademischen Auseinandersetzung mit solchen Fragen ergeben sich unterschiedliche Ansichten. Eine geht davon aus, dass der Islam eine Gewalttheologie reproduzierte, die auf seinen Quellen und Lehren basierte sowie auf Prinzipien wie der Untrennbarkeit von Religion und Politik oder auch auf den Grundlagen von Absolutheitsanspruch und Ausgrenzung. Daraus könne eine Ideologie entstehen, die sich als politische Kraft und soziale Identität manifestiert (vgl. Pfahl-Traughber 2007; Riesebrodt 2001). Obwohl diese Ansicht, wie oben erläutert, im Kontext des Mottos „Rück- kehr zum goldenen Zeitalter“ zu verstehen ist, welches den fundamen- talistischen und radikalen Strömungen zugrunde liegt, wird sie kritisiert (vgl. Lohlker 2016; Kepel 2016), weil sie den Fundamentalismus nur auf- grund der historisch-theologischen Konstanten des islamischen Denkens zu erklären versucht. Dadurch werde ignoriert, dass dieses Phänomen je nach Ort und Zeit und unter dem Einfluss anderer Variablen reproduziert Bietet der Islam eine Grundlage für Gewalthandlungen?
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:1
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
4:1
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
224
Categories
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