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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:1
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Page - 167 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:1

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167 | www.limina-graz.eu Rita Perintfalvi | LGBTIQ-Menschen als Zielscheiben rechtspopulistischer und fundamentalistischer Angriffe Geschlechts aufzuweisen. Laut ICD-10 soll diese starke und anhaltende ge- gengeschlechtliche Identifikation für mindestens zwei Jahre bestehen. Dieses Unbehagen im eigenen Körper konzentriert sich insbesondere auf die körperlichen Geschlechtsmerkmale. So können Betroffene stark von dem Gedanken eingenommen sein, die primären und sekundären Ge- schlechtsmerkmale loswerden zu wollen. Transsexuelle vollziehen daher verhältnismäßig häufig genitale Selbstverstümmelungen (Automutila- tion). Zudem verursacht Gender Dysphorie in klinisch bedeutsamer Wei- se Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Lebensbereichen (vgl. DSM V). Betroffene wollen meist voll- ständig in ihrem Identitätsgeschlecht leben und sowohl in sozialer als auch rechtlicher Hinsicht anerkannt werden. Dies impliziert häufig, wenn auch nicht immer, den Wunsch, den eigenen Körper durch hormonelle und chirurgische Behandlungen (geschlechtsangleichende Operation) an das ‚Wunsch-Geschlecht‘ anzupassen. Wenn das ungarische Grundgesetz tatsächlich zum Ziel hätte, das Recht des Kindes auf seine Identität zu schützen, dann würde es transsexuel- le Menschen nicht ihrer Menschenwürde berauben. Die Verfassung sollte ihnen im Gegenteil dabei helfen, ihre eigene Identität auf bestmögliche Weise finden und erleben zu können. Intersexualität aus medizinischer Sicht Im neuen Text des ungarischen Grundgesetzes ist zu lesen, dass „die neu- en, modernen ideologischen Prozesse, die in der westlichen Welt auftau- chen, [...] Zweifel an der Geschöpflichkeit des männlichen und weiblichen Geschlechtes auf[werfen].“ So sind im Jahr 2020 tatsächlich biblisch-re- ligiöse Vorstellungen über den Anfang der Welt und die Erschaffung des Menschen in ein säkulares europäisches Grundgesetz hineingelangt. Nicht nur fundamentalistisch geprägte religiöse Gruppen, die durch ihr kreationistisches Weltbild der Evolutionstheorie skeptisch gegenüberste- hen und an die Schöpfung der Welt in sechs Tagen glauben, verleugnen die wissenschaftliche Position, sondern auch die rechtspopulistische Politik tut das in diesem Fall. So wird eine politische Haltung, die wie im neuen Wenn das Gesetz tatsächlich das Recht des Kindes auf seine Identität schützen möchte, dann würde es transsexuelle Menschen nicht ihrer Menschenwürde berauben.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:1
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
4:1
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
224
Categories
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