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Rita Perintfalvi | LGBTIQ-Menschen als Zielscheiben rechtspopulistischer und fundamentalistischer Angriffe
Penis, Hoden und Vagina – das Typische? Alle diese Merkmale zusam-
men werden bei keinem einzigen Menschen in eine ‚eindeutige‘ Rich-
tung ‚männlich‘ oder ‚weiblich‘ zusammenspielen.“ (Voß 2011, 163)
Die Ergebnisse der Forschung auf mikroskopischer Ebene erweisen,
„dass sich Geschlecht als Kontinuum mit graduellen Unterschieden
darstellt statt als dichotom-binär mit möglichen Zwischentönen. Der
gewöhnliche kategorial-begriffliche Rahmen zur Beurteilung von ge-
schlechtlicher Eindeutigkeit und Nichteindeutigkeit versagt, zeigt sich
Geschlecht doch als mehrdeutig, und zwar nicht nur im Sinne sexueller
Orientierung oder geschlechtlich interpretierter sozialer Rolle, sondern
schon als biologisches Geschlecht.“ (Krannich 2016, 63)
4 Religiöser Fundamentalismus und Hass gegen LGBTIQ Menschen
Warum sind fundamentalistisch denkende Menschen nicht fähig, sich
den Herausforderungen der Existenz, noch mehr aber des Kampfes um
die Emanzipation von sexuellen Minderheiten zu stellen? Wie können sie
ihren Hass und ihre Aggression gegen diese Menschengruppe gegenüber
sich selbst, aber auch in ihrer religiösen Gemeinschaft legitimieren? Zur
Beantwortung dieser Fragen wird hier eine kurze Analyse anhand mehrerer
Kriterien durchgeführt, die Uwe Gerber zum Fundamentalismus formuliert
hat (vgl. Gerber 2015, 45–46).
Religiöse Fundamentalist*innen haben ‚Wahrnehmungsblockaden‘, da die
von den Autoritäten (von religiösen Führungspersonen sowie durch iden-
titätsbildende Texte) vorgegebenen Wahrheiten „als zeitlos, exklusiv und
universal gültig gelten und nicht geschichtlich und gesellschaftlich rela-
tiviert werden dürfen“ (Gerber 2015, 45). Die Bibel gilt als durch Gottes
Geist inspirierte Heilige Schrift und entsprechend als irrtumslos, fehlerfrei
und unfehlbar. Sie gilt als exklusive Grundlage und als höchste Autorität
und Entscheidungsinstanz für Glauben, Leben, Lehre und Handeln. Mora-
lisches Handeln wird von absolut geltenden biblischen Verboten und Ge-
boten her begründet, die mittels der sogenannten wörtlichen Schriftaus-
legung herausgelesen werden. Mit dieser wortwörtlichen Interpretation ist
eine unmittelbare, buchstabengetreue Auslegung gemeint, die die Entste-
Religiöse Fundamentalist*innen haben ‚Wahrnehmungsblockaden‘.
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:1
- Title
- Limina
- Subtitle
- Grazer theologische Perspektiven
- Volume
- 4:1
- Editor
- Karl Franzens University Graz
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- Size
- 21.4 x 30.1 cm
- Pages
- 224
- Categories
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven