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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 2:2
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19 | www.limina-graz.eu Irmtraud Fischer | Das Exodus-Paradigma Ein Beitrag zu Freiheit und Befreiung mit alttestamentlichem Fokus in liminaler Theologie muss vom Exodus handeln, darf sich aber weder auf historische noch literarische Fragen konzentrieren (vgl. Römer 2019): Die Initiative der Gottheit Israels, sein Volk aus dem ‚Sklavenhaus Ägypten‘ zu fĂŒhren, ist zum Paradigma der Befreiung, auch zum Paradigma der Befrei- ungstheologie geworden. Es erweist ĂŒberall dort, wo es bedrĂŒckende Ver- hĂ€ltnisse gibt, aus denen Menschen hoffen, befreit zu werden, seine Poten- tialitĂ€t zur Aktualisierung im Hier und Heute. Die ExoduserzĂ€hlung hat aus mehreren GrĂŒnden bleibende welterzeu- gende1 Kraft: Einerseits schildert sie die Befreiung aus der Sklaverei, dem Status des dauerhaft völligen Ausgeliefertseins, der einem Menschen jegli- che Personenrechte abspricht und ihn zum Besitz degradiert. Andererseits wird nicht nur ein Individuum befreit, sondern ein ganzes Volk, was sowohl Hoffnung auf Freiheit fĂŒr jeden einzelnen Menschen wachhĂ€lt, als auch diese quasi kollektiv institutionalisiert. Zudem ist mit der ExoduserzĂ€hlung unlösbar das Paradigma des Befreit- Werdens verbunden, das zwar jeglichen SelbsterlösungstrĂ€umen eine Ab- sage erteilt, aber zugleich kein passives Zuwarten oder bloßes sich Ereig- nen zulĂ€sst, sondern aktive Mitwirkung fordert. Befreiung kommt dem- nach durch ein resonantes Beziehungsgeschehen2 zustande, weder allein durch göttliches Eingreifen, noch allein durch menschliches Ringen. Mit den anschließenden WĂŒstenerzĂ€hlungen werden zudem die mit der Frei- heit verbundenen Risiken des Auszugs aus Sklaverei und UnmĂŒndigkeit thematisiert. Diese Felder werden im Folgenden im Kontext einer limina- len Theologie zu verstehen versucht und mit Blick auf eine mögliche Re- zeption fĂŒr unsere Zeit vorgestellt. Befreiung wovon? Sklaverei und Genozid als Extreme der Not Der Beginn des Buches Exodus hat eine literarische Klammerfunktion zur Genesis,3 indem betont wird, dass die Schutzfunktion fĂŒr das in Ägypten im Status des Fremdlings wohnende Volk durch den Tod Josefs und des gast- freundlichen Pharaos weggefallen ist (Ex 1,8–10). Zudem wird in ErfĂŒllung Die Initiative der Gottheit Israels, sein Volk aus dem ‚Sklavenhaus Ägypten‘ zu befreien, ist zum Paradigma der Befreiung geworden. 1 Siehe dazu Goodman 1984; die- ses Deutungskonzept halte ich fĂŒr die Bibelwissenschaft als sehr an- schlussfĂ€hig und habe es an mehre- ren Textkomplexen bereits erprobt: Fischer 2013; Fischer 2014; Fischer 2015; Fischer 2016; Fischer 2018a. 2 Zur Resonanztheorie vgl. Rosa 2016. Zum Konzept resonanter Weltbeziehungen lĂ€uft derzeit ein Internationales Graduiertenkolleg der UniversitĂ€t Graz mit dem Max- Weber-Kolleg Erfurt (Resonante Weltbeziehungen in sozio-religiösen Praktiken in Antike und Gegenwart; siehe https://dk-resonance.uni- graz.at/), welches die Möglichkeiten der Applikation dieser Theorie auch auf die Theologie auslotet. Vgl. dazu bereits einige alttestamentliche Pu- blikationen: Fischer 2018b; Fischer [im Druck]. 3 Dieser Zusammenhang ist in Schmid 1999 ausfĂŒhrlich darge- stellt. Zur Einbettung der Exodus- ErzĂ€hlung in den narrativen Zu- sammenhang von Gen – 2 Kön siehe Utzschneider/Oswald 2013, 21–23.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 2:2
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
2:2
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
267
Categories
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