Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Zeitschriften
LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 2:2
Page - 96 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 96 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 2:2

Image of the Page - 96 -

Image of the Page - 96 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 2:2

Text of the Page - 96 -

97 | www.limina-graz.eu Gunda Werner | Freiheit und Sünde baren Widerspruch selbst zum Konzil von Trient, das sich ja bereits von der lutherischen Lesart des Augustinus, die ja zugleich in der Synode von Orange zu finden war, distanzierte und eine bleibende restliche Willens- freiheit postulierte. Denn auch das Konzil von Trient hielt ja an der Erb- kategorie fest, wenngleich diese auf die Schuld bezogen wurde und nicht mehr auf die faktische Sünde. Dennoch stehen die beiden Denkformen in einer deutlichen Spannung, die vor allem in der autonomen Begründung der Moral und mit ihr der Trennung von Moral und Religion zu sehen ist. Für moralisches Handeln und sittliche Entscheidung sind nach Kant kei- ne anderen Maßstäbe zu suchen als das in der Vernunft vorfindbare mo- ralische Gesetz. Diese Verabschiedung der heteronomen Begründung so- wie die Verneinung der realen historisch faktischen Existenz Gottes sind zugleich die entscheidenden Trennlinien zur Theologie. Diese kritischen Dekon struktionen und philosophischen Rekonstruktionen theologischer Glaubensinhalte als philosophische Denkoperationen der Vernunft fügen sich ein in die grundlegenden Anfragen der Zeit „um 1800“. (Danz/Essen 2012, 1–6)9 In dieser sogenannten „Sattelzeit der Neuzeit“ entstanden aber „jene problemerzeugenden Krisenkonstellationen, auf die das 19. und 20. Jahrhundert, auch theologisch, zu reagieren hatte.“ (Essen 2012a, 107) b) Katholischer Widerstand Weil diese als „Sattelzeit“ bezeichnete Epoche (Koselleck 2003) nicht nur eine geistesgeschichtlich zugespitzte Formationsepoche ist, die neue, ver- änderte Denkformen hervorbringt, die für theologisches Denken und hier insbesondere für das römisch-katholische von grundlegender Heraus- forderung sind – so in Stichworten neben der Religionsschrift Kants die Christologie Lessings, im Blick auf die Vernunft die Philosophie des deut- schen Idealismus und seine Gegenbewegung, die Romantik –, sondern weil in dieser Zeit auch ein politischer Umbruch einhergeht, der die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation 1806, die grundlegende Neuordnung auf dem Wiener Kongress 1815 sowie die weitreichenden Fol- gen der vorangehenden Säkularisierung 1802/1803 zur Folge hat, ist für die römisch-katholische Kirche und ihre Wissenskulturen eine Neuorientie- rung auf allen Ebenen notwendig. Andreas Holzem hebt insbesondere die Krise der Wissenskulturen hervor (Holzem 2013, 16), in denen die katholische Theologie eine Neuorientie- rung gestalten muss, die durch die wegbrechenden Sozial- und Traditions- bezüge in großer Unsicherheit besteht. (Essen 2012a, 107-109; auch Ebertz 9 Genau genommen ist dies die Zeit zwischen dem Tode Gotthold Eph- raim Lessings 1781 und dem Tode Georg Wilhelm Friedrich Hegels 1831 / Johann Wolfgang von Goethes 1832.
back to the  book Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 2:2"
Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 2:2
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
2:2
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
267
Categories
Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Limina