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Hildegard Wustmans | Missbrauch – die Verspottung der Freiheit
werden darf und wie nicht im Verweis auf ihn gehandelt werden darf.“
(Sander 2006, 40)
D. h. um von Gott christlich zu sprechen, reicht der Glaube allein nicht aus.
„Glauben ist unerlässlich, aber kommt erst zusammen mit zwei anderen
personalen Haltungen für die Darstellung Gottes in Frage: Hoffnung und
Liebe. Vor allem die Hoffnung erweitert die Reichweite des Glaubens.
Gerade die Hoffnung zeigt, dass die theologische Wissensform ohne ein
Außen, das sie anfragt, nicht sprachfähig ist. Glauben bedeutet deshalb
eine Sprachfähigkeit gegenüber prekären Anfragen von außen; hier zeigt
sich erst, ob Hoffnung in diesem Glauben steckt oder nur blindes Festhal-
ten an Sprachregelungen.“ (Sander 2006, 40)
Eine solche Rede von Gott ist eben nicht von spiritueller Arroganz, Ver-
spottung und Hohn durchzogen, die darin zum Ausdruck kommen, dass die
Darstellung und die Realität Gottes miteinander verwechselt werden, und
in der sich die Begleiter*innen selbst mit Gott identifizieren, aber nicht mit
den zu begleitenden Menschen. Die Erfahrungen von Menschen sind be-
deutsam für die Theologie, wie auch die Schrift und Tradition ihre Bedeut-
samkeit für die Erfahrungen der Menschen haben. So verstandene Rede von
Gott hat einen intrinsischen Schutzschild gegen Gewalt und Ideologie, der
leider immer wieder vergessen wird, aber not tut, um der Menschen und
um Gottes Willen.
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Volume 2:2
- Title
- Limina
- Subtitle
- Grazer theologische Perspektiven
- Volume
- 2:2
- Editor
- Karl Franzens University Graz
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- Size
- 21.4 x 30.1 cm
- Pages
- 267
- Categories
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven