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Georg Gasser | âI0I00I0II ... Ich, digital?â
Sieht man sich die biochemischen Grundlagen solcher Prozesse etwas ge-
nauer an, so scheinen sie Searles EinschĂ€tzung durchaus zu stĂŒtzen. Die
chemischen Eigenschaften der verschiedenen Elemente des Periodensys-
tems verdeutlichen, dass Kohlenstoff als Grundlage fĂŒr Leben eine einzig-
artige Rolle einnimmt. HÀufig wird Silizium als mögliche Alternative ge-
nannt, aber im Vergleich zu Kohlenstoff weist dieses Element bereits eine
erheblich geringere chemische FlexibilitÀt auf, was die Aussicht, dass auf
der Basis von Silizium Leben entwickelt werden könnte, stark mindert. So
kommen die (Kosmo-)Biologen Schulze-Makuch und Irwin zum Schluss:
â[N]o comprehensive bioenergetic metabolism is known to arise from
non-carbon complex chemistry, despite the high abundance of oxy-
gen and silicon on Earth, and the relative concentration of silicon on
other terrestrial planets. Thus, if elements other than carbon constitute
the building blocks for any living system on other worlds, they almost
surely exist under conditions far different from those on Earth, includ-
ing temperatures and pressures where water could not be the solvent.â
(Schulze-Makuch/Irwin 2004, 108)
Sollte Bewusstsein also ein biologisches PhÀnomen und die biochemische
Grundlage lebendiger Systeme auf Kohlenstoffverbindungen beschrÀnkt
sein, dann dĂŒrfte diese biochemische Tatsache die Chancen, Bewusstsein in
nicht-biologischen Medien implementieren zu können, auf ein Minimum
reduzieren (vgl. Pigliucci 2014). Eine perfekte funktionale Reproduktion
der biologischen Grundlagen des Bewusstseins durch andere Materialen
wird mit groĂer Wahrscheinlichkeit nicht zu einem bewusstseinsfĂ€higen
System fĂŒhren, da ein solches nicht nur von seiner kausalen Struktur, son-
dern auch von seinem spezifischen Material abhÀngig ist.
Die bisherigen Ăberlegungen zeigen, dass Mind-Uploading mit einem Be-
wusstseinskonzept einhergeht, das, weitgehend losgelöst von unseren bio-
logischen Grundlagen, einem Hardware-Software-Modell folgt: Solange
die jeweilige Hardware eine entsprechende kausale Organisation aufweist,
welche ein Abspielen der Software erlaubt, ist ein flexibler Wechsel der
Software zwischen den jeweiligen Hardwares möglich. Ein nÀherer Blick
auf die Grundlagen biologischer Systeme im Allgemeinen und die Ausfal-
tung von Bewusstsein in biologischen Systemen im Besonderen lÀsst aber
Mit groĂer Wahrscheinlichkeit sind bewusstseinsfĂ€hige Systeme von
einem spezifischen Material abhÀngig: Kohlenstoffverbindungen.
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:2
- Title
- Limina
- Subtitle
- Grazer theologische Perspektiven
- Volume
- 3:2
- Editor
- Karl Franzens University Graz
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- Size
- 21.4 x 30.1 cm
- Pages
- 270
- Categories
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven