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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:2
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Page - 118 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:2

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118 | www.limina-graz.eu Christian Wessely | Wie spricht ein Geist zum anderen Geist? bei auch von allem „Es“ – der Objektwelt – zu unterscheiden ist.21 Im An- schluss an Martin Buber (vgl. 2019, 40) und dessen entscheidende Unter- scheidung der Beziehungen Ich-Du und Ich-Es wäre zu fragen: Was ist die notwendige Bedingung der Ausrichtung auf ein grundsätzlich präsentes Du? Es gibt unterschiedliche Ansätze, diese Frage zu beantworten; sie sind im Letzten reduzierbar auf weltimmanente und welttranszendente.22 Die Entscheidung, den einen oder den anderen Ansatz zu wählen, ist in letz- ter Konsequenz eine, die sich einer weiteren Begründung entzieht, eine Grundentscheidung, die getroffen werden muss. Der Grund dafür ist die weltanschaulich notwendige Positionierung, die mit dieser Antwort ein- hergeht und die ohne infiniten Regress oder zirkuläre Argumentation nicht weiter begründbar ist. Eine notwendige Voraussetzung für die Relevanz all dieser Begriffe ist je- doch die Existenz von Freiheit und damit einhergehend eine realistische Wahlmöglichkeit. Diese Wahlmöglichkeit darf nicht nur als eine zwischen zwei oder mehr Optionen ähnlicher Natur gesehen werden, sondern sie existiert auch da, wo lediglich eine binäre Entscheidung getroffen werden kann, nämlich etwas Bestimmtes zu aktualisieren oder auch nicht. In einem (auch nur indirekt) determinierten Setting haben Wahrheit, Vertrauen oder auch Schuld keine echte Relevanz mehr. Unabhängig vom kontroversen philosophischen Diskussionsstand zur Freiheitsproblematik möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich – und zwar aus lebenspragmatischen Gründen – festhalten, dass für mich der intuitive und den Alltag erst ermöglichende Zugang der realen Existenz von ontologischer Freiheit und korrespondenz- theoretisch verstandener Wahrheit der einzig nachhaltig sinnvolle ist.23 Zweite Prämisse: Der Vorgang der digitalen Kommunikation ist als abgeschlossener Bereich zu betrachten. Die folgende stark vereinfachte Zusammenfassung ist notwendig, um eine Ahnung von der Komplexität zu vermitteln, die den von uns mit völliger Selbstverständlichkeit gebrauchten Netzwerkdiensten zugrunde liegt. Ohne Freiheit haben Wahrheit, Vertrauen oder auch Schuld keine echte Relevanz mehr. 21 Mit Luckmann 2002, 140ff. wür- de man in diesem Zusammenhang von einer „mittleren Transzendenz“ sprechen. 22 Ein „weltimmanenter“ Ansatz geht davon aus, dass alle Aspekte existenzieller Fragen (vereinfacht: Woher komme ich? Warum bin ich da? Wohin gehe ich? Wozu bin ich da?) beantwortet werden können, ohne auf Erklärungsressourcen zuzugreifen, die außerhalb der un- mittelbar erfahrbaren und der wis- senschaftlich erschließbaren Wirk- lichkeit liegen. Ein „welttranszen- denter“ Ansatz greift in zumindest einem Aspekt darüber hinaus. 23 Ein guter Überblick zu den As- pekten der Freiheitsdiskussion wird in Thurner 2017 geboten.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 3:2
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
3:2
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2020
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
270
Categories
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