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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2
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95 | www.limina-graz.eu Claudia D. Bergmann | Allein am Tisch? nehmen von Speisen und Einhalten von Mahlzeiten jüdische Identität be- gründen, bestärken und über die Zeiten hinweg tragen.3 3 Mahlrituale in Situationen, in denen gemeinschaftliches Speisen nicht möglich ist Wulf und Zirfas beschreiben die Attraktivität von Ritualen in der modernen Kultur folgendermaßen: „Rituale erscheinen nun nicht mehr als irrationaler Ausdruck von Mys- terien kultischen Ursprungs oder als Medium einer zum Irrationalismus geronnenen instrumentellen Vernunft totalitärer Systeme, sondern als lebenswichtige Scharniere, die durch ihren ethischen und ästhetischen Gehalt eine unhintergehbare Sicherheit in den Zeiten der Unübersicht- lichkeit gewähren sollen“ (Wulf/Zirfas 2004, 7). Diese Aussage betrifft jedoch nicht nur die Moderne, sondern auch ver- gangene Kulturen, die, nicht weniger reich an Unübersichtlichkeiten und Unwägbarkeiten, Rituale und besonders Mahlrituale nutzen, um Gemein- schaft zu schaffen und zu stärken. Mahlrituale verschwinden nicht, auch dann nicht, wenn gemeinsames Speisen nicht mehr stattfindet oder aus verschiedensten Gründen eingeschränkt wird. Dies soll nun an zwei kon- kreten Fallbeispielen exemplarisch untersucht werden. a) Texte des frühen Judentums: Mähler in der Kommenden Welt imaginieren Geschichtlicher Kontext Die jüdische Geschichte ist durchzogen von Brüchen. Zwei Mal wurde das zentrale Heiligtum in Jerusalem zerstört: durch die Truppen Nebukadnez- zars im Jahr 587/6 v. u. Z. und durch die Römer im Jahr 70 u. Z. Mehrfach gab es Exilserfahrungen: in der Antike unter den Assyrern ab 722 oder 720 v. u. Z. und unter den Neubabyloniern in den Jahren ab 597 und 587/6 v. u. Z. Das Leben in der Diaspora schien eher die Regel als die Ausnahme. Auch als es nach der Neueinweihung des Tempels im Jahr 515 v. u. Z. eine Reihe von Rückwanderungsbewegungen aus dem Exil ins Kernland gab, war die Dias- pora in der Antike noch nicht beendet. Große Teile der Bevölkerung blieben in Babylon zurück, auch gibt es Hinweise auf eine jüdische Kolonie auf der 3 Dass gemeinschaftliches Mahl- geschehen größten Einfluss auf die Etablierung und Festigung von Ge- meinschaft hat, kommt auch in au- ßerbiblischen Texten deutlich zum Tragen. Im rabbinischen Denken setzt sich die Auseinandersetzung mit solchen Fragen in immer bunte- ren Farben und Ausmalungen bis in das Mittelalter und darüber hinaus fort, Beispiele in Rosenblum 2020.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
4:2
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2021
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
214
Categories
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