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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2
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99 | www.limina-graz.eu Claudia D. Bergmann | Allein am Tisch? Die Erwählung Israels durch Gott ist eine Idee, die in den Texten vom Mahl in der Kommenden Welt recht selten vorkommt. Typisch sind aber die Nennung von reichlichen Speisen, Sattheit und Zufriedenheit sowie einem Zustand von Frieden unter denen, die die Kommende Welt genießen wer- den können. Dieses sowie die Vernichtung des Feindes scheint auch eine gewisse gedankliche Nähe zum biblischen Jes 25,6–8 herzustellen. Das syrische Baruchbuch, entstanden wahrscheinlich etwa eine Generation nach der Zerstörung des Zweiten Tempels durch die Römer, imaginiert die Kommende Welt auf folgende Weise (2 Bar 29,3–8): „3 Und dann wird es geschehen: Wenn das vollendet ist, was kommen wird in diesen Zeitabschnitten, wird der Messias dann beginnen offen- bar zu werden. 4 Und Behemoth wird sich offenbaren aus seinem Ort, und Livjatan wird aus dem Meere kommen, zwei große Ungeheuer, die ich schuf am fünften Tage der Schöpfung, die ich geschaffen habe und be- wahrt bis hin auf jene Zeit. Die werden Nahrung sein für alle, die übrig sind. 5 Auch wird die Erde ihre Früchte zehntausendfältig bringen. An einem Weinstock werden tausend Reben sein, und eine Rebe trägt dann tausend Trauben, und eine Traube tausend Beeren, und eine Beere gibt ein Korb voll Wein. 6 Und die, die Hunger litten, sollen fröhlich sein und (sollen) weiter (dann) an jedem Tag neue Wunder sehen. 7 Denn Winde gehen aus von mir, um jeden Morgen den Geruch duftender Früchte her- zutragen, am Ende des Tages aber Wolken, die heilungbringenden Tau herniederträufeln. 8 Es wird zu jener Zeit geschehen, daß aus der Höhe Mannaschätze wiederum herniederkommen; sie werden zehren dann davon in jenen Jahren, weil die es sind, die ans Ende der Zeiten gekom- men sind“ (Klijn 1976, 141–142). Der Autor versucht mit diesem Text und mit seiner gesamten Schrift, Hoff- nung in schwierigen Zeiten zu spenden, die er mit der Situation des Baby- lonischen Exils vergleicht, was er u. a. durch die pseudonyme Zuschreibung an „Baruch“ erreicht. Gesetzestreue sei es, die die Gerechten von der jet- zigen konfliktbeladenen Welt in die Kommende Welt überwechseln ließe, wo sie ein gemeinschaftliches Mahl in einem weltweiten Garten und mit fantastischen Speisen aus der idealisierten Urzeit (die gefürchteten Urzeit- wesen Leviathan und Behemoth sowie Manna) erwarte, wo es keinen Hun- ger mehr gibt, sondern Wunder, Fülle und Frohsinn erlebt werden können. Die körperliche Identität ist in der Gemeinschaft der Gerechten erhalten. Die imaginierte Kommende Welt ist also ein Ort, wo sich Menschen mit tat- sächlich vorhandenen Körpern befinden, wo sie diese Körper mit Beson- derem nähren und gemeinsam den symbolischen Körper der endzeitlichen Gerechten bilden.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
4:2
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2021
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
214
Categories
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