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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2
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108 | www.limina-graz.eu Claudia D. Bergmann | Allein am Tisch? moment. Our rituals hold us, shape us, sustain us, and connect us“ (Im- ber-Black 2020). Folgerichtig war das von vielen beschriebene Erlebnis dann auch ein posi- tives, wie die jüdische Ritualtheoretikerin Vanessa Ochs es in ihrer Vorle- sung ausdrückt: „It is astonishing to me how much holiness we can create through technology“ (Ochs 2020, etwa Minute 29). Zusammenfassung Rituale, vor allem gemeinschaftliche Mahlrituale, sind so wichtig, dass es keine Alternative zu ihnen gibt. In beiden hier betrachteten Krisensitua- tionen, als sich das frühe Judentum der Antike gegenüber dem attraktiven Hellenismus und dem als Okkupant verstandenen römischen Reich be- haupten musste und als sich das moderne Judentum innerhalb der Pan- demie neu finden und liturgisch neu aufstellen musste, waren gemein- schaftliche Mähler, die Identität schaffen und stärken, nicht ohne Weite- res möglich. In beiden Fällen wurden die Gemeinschaftsmähler daraufhin in die Imagination und das Virtuelle verlegt. Im frühen antiken Judentum schufen Autoren, die von der Apokalyptik geprägt waren, genaue Vorstel- lungen von einer Kommenden Welt, in der die Nöte dieser Welt verschwin- den und das gemeinschaftliche Mahl mit fantastischen Speisen, am histo- risch bedeutsamen Ort und mit wichtigen Identitätsfiguren durchgeführt werden würde. Im modernen Judentum verlegten viele Gruppierungen und Gemeinschaften das rituelle Gemeinschaftsmahl zu Pessach (und auch zu anderen Feiertagen) in die virtuelle Welt. Definiert man virtuell nun als etwas, was echt erscheint, denkbar und als Möglichkeit vorhanden ist, wie das der Duden20 tut, verfolgten sowohl das antike als auch das moderne Judentum ähnliche Strategien. War das für die Gemeinschaft so bedeutsame Mahl in der Gegenwart und in der Realität, in „dieser Welt“, nicht möglich, ließ man es nicht ausfallen, sondern verlegte es in die Welten, die anderweitig denkbar und als Möglichkeit vorhanden waren und sind, nämlich die Kommende Welt und die virtuelle Welt. Beide Welten eröffnen Räume, die von den Schwierigkeiten der Gegenwart und 20 Vgl. https://www.duden. de/rechtschreibung/virtuell [21.05.2021]. Das für die Gemeinschaft so bedeutsame Mahl wurde und wird in die Welten verlegt, die anderweitig denkbar und als Möglichkeit vorhanden waren und sind.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
4:2
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2021
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
214
Categories
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