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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2
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158 | www.limina-graz.eu Isabelle Jonveaux | Transfers des Fastens Nahrungsmittelfasten als traditionelle religiöse Praxis scheint keine gute Presse mehr zu haben, wenn man die Fastenzeitpraktiken oder die im Laufe der Jahrzehnte erfolgte Reduzierung der Vorschriften zum eucharistischen Fasten vor der Kommunion betrachtet. „Im Januar 1953 legt Pius XII. in der Konstitution Christus Dominus fest, dass die Aufnahme von Wasser das eucharistische Fasten nicht mehr ‚zerstört‘ und dass es auf eine Stunde für das Flüssige und drei für das Feste reduziert wird.“ (Cuchet 2015: 412; Übersetzung: I. J.)1 1964 wurde das eucharistische Fasten sowohl für flüssige als auch für fes- te Speisen auf eine Stunde reduziert, wie es das katholische Kirchenrecht von 1983 noch angibt (can. 919). Das eucharistische Fasten wird zwar oft vergessen, aber dennoch de facto eingehalten, wenn man bedenkt, dass es eine Stunde vor der Kommunion und nicht vor der Messe vorgeschrieben ist. Die Fastenzeitangebote der katholischen Kirche, die sich den aktuellen Sorgen der Gesellschaft öffnen, beschäftigen sich nicht mehr wirklich mit dem Nicht-Essen, was zeigt, dass der Verzicht auf Nahrung aus religiösen Gründen im katholischen Kontext an Bedeutung verliert. Beispielsweise beziehen sich das von Diözesen in Deutschland und Österreich angebotene „Autofasten“ oder das Fleischfasten der Diözese Graz-Seckau unter dem Titel „Gerecht leben, Fleisch fasten“ hauptsächlich auf ökologische Grün- de. Neue Trends wie das „Freestylefasten“ (katholische-jugend.at/free- stylefasten/ [12.08.2021]; vgl. auch Jonveaux 2020), die auch von der Ka- tholischen Jugend und der Salesianischen Jugendbewegung in Österreich für die Fastenzeit propagiert werden, haben nichts mehr mit dem Verzicht auf Lebensmittel zu tun. In der katholischen Gesellschaft gelten die Klöster als Vorbilder und Tra- ditionsträger für das Fasten. Jedoch bleiben auch diese vom Rückgang der Fastenpraxis in der Katechese nicht verschont. Ein österreichischer Bene- diktinermönch bedauerte 2011 in einem Interview, dass es derzeit mehr Fastenpraxis in der Gesellschaft als in der Kirche gebe. In der Tat werden verschiedene Arten von Fastenwochen (in Kurhäusern oder Wellness-Ho- tels, Fasten-und-Wandern-Angebote …) – im strengen Sinn des Nicht- Essens – vor allem in den deutschsprachigen Ländern immer beliebter. Der Verzicht auf Nahrung aus religiösen Gründen verliert im katholischen Kontext an Bedeutung. 1 Im Original: „En janvier 1953, Pie XII stipule, dans la constitution Christus Dominus, que la prise d’eau ne «détruit» plus le jeûne eucharis- tique et que celui-ci est réduit à une heure pour le liquide et trois pour le solide.“
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2
Title
Limina
Subtitle
Grazer theologische Perspektiven
Volume
4:2
Editor
Karl Franzens University Graz
Date
2021
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
Size
21.4 x 30.1 cm
Pages
214
Categories
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