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Michael Aldrian | Ahara â Nahrung
dern sind ebenso vielfÀltig wie jene der europÀisch-christlich-abendlÀndi-
schen Zivilisationen. Da es keine besonderen Vorschriften gibt, wurden und
werden sÀmtliche Nahrungsmittel verwendet. Vegetarische oder vegane
ErnÀhrung ist empfohlen, denn die Nahrung soll nicht mit Gewalt erlangt
werden wie etwa beim Töten von Tieren, beim Raub von Lebensmitteln
(Milch, Eier, Honig âŠ) oder beim Ausbeuten wehrloser Bauern und BĂ€ue-
rinnen. Gewaltlosigkeit (Sans
krit: a-himsa, nicht verletzen) ist eines der
höchsten Prinzipien in der Lehre des Buddha.
Im Folgenden gehe ich aus buddhistischer Sicht auf das VerhÀltnis von
Nahrung zum Erhalt des Körpers und der Gesundheit, auf die Nahrung als
Opfer, als Genuss und als Grundlage fĂŒr das Entfalten von MitgefĂŒhl und
Einsicht ein.
1 Feste Nahrung, die den Körper ernÀhrt (stoffliche Nahrung)
âDie stoffliche Nahrung ernĂ€hrt die aus 8 Teilen â dem NĂ€hrstoff als
achtem â bestehende Körperlichkeit (d.i. das feste, flĂŒssige, erhitzende
und luftige Element, Farbe, Duft, Geschmack, NĂ€hrstoff).â (NyÄnatiloka
1999 [1952], 18)
Stoffliche Nahrung ist im Allgemeinen der gemeinsame Nenner dessen,
was wir âEssenâ nennen. Sie setzt sich aus ihren materiellen Bestandtei-
len (guna), die der Körper im Zuge des Stoffwechsels in die notwendigen
NĂ€hrstoffe des Lebens zerlegt, wie auch aus ihren flĂŒchtigen Bestandteilen
(rasa; Geruch, Geschmack, Farbe), die eine Speise attraktiv, geschmack-
voll, interessant, den âSinnen wohlgefĂ€lligâ machen, und ihren geistigen
Bestandteilen (manas), die erst eine Befriedigung gewÀhren, zusammen.
Diese geistigen Bestandteile sind bedeutsam, angefangen von der Kompo-
sition, dem Rezept, ĂŒber die farbliche Anordnung, die WĂŒrzung (abhĂ€ngig
von Kultur und Gewohnheit), bis zur Darbringung (Dekoration, AtmosphÀ-
re, GĂ€steliste etc.) und schlieĂlich der eigenen Wahrnehmung der Mahlzeit
und dem âspirituellenâ Kontext des Essens (vgl. Uchiyama 2007, 21). Ein
Koch oder eine Köchin wĂŒsste wohl noch mehr Details zu berichten, es geht
hier aber mehr um eine Andeutung der Verschiedenartigkeit der Bedingun-
gen, die zusammenkommen.
Nahrung soll nicht mit Gewalt erlangt werden.
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2
- Title
- Limina
- Subtitle
- Grazer theologische Perspektiven
- Volume
- 4:2
- Editor
- Karl Franzens University Graz
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- Size
- 21.4 x 30.1 cm
- Pages
- 214
- Categories
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven