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Michael Aldrian | Ahara – Nahrung
che. So wurden die ersten zusätzlichen Regeln für die Sangha hinsichtlich
der Ernährung eingeführt.11 Die Grundregel, das anzunehmen, was gegeben
wurde, blieb aber erhalten und gilt auch heute noch vor allem in den Län-
dern des „südlichen“ (Theravada) Buddhismus. Es wurde darauf geachtet,
sich ausschließlich von den Gaben der wohlgesinnten Laienanhänger:in-
nen zu ernähren.
Exkurs ĂĽber das Essen von Fleisch
In der Auseinandersetzung mit den Jainas12 entspann sich auch eine lebhaf-
te Debatte ĂĽber den Verzehr von Fleisch, ein Thema, das bei Buddhist:innen
eine groĂźe Rolle spielt, denn Fleisch kann nur zur Nahrung werden, wenn
ein anderes Lebewesen dafür getötet wird, was dem Grundsatz der Gewalt-
losigkeit (a-himsa) widerspricht.
Wiederum gab es eine Erweiterung der Regeln fĂĽr die Ordinierten, Fleisch
dann abzulehnen, wenn angenommen werden konnte, dass es extra fĂĽr die
Ernährung der Ordinierten geschlachtet und zubereitet wurde. Nur das in
dreifacher Hinsicht „reine“ Fleisch durfte angenommen werden: Das Tier
wurde nicht erst für die ordinierte Sangha getötet, die Tötung erfolgte nicht
sichtbar vor den Mönchen und Nonnen, die Speise mit Fleisch wurde nicht
ausdrücklich für die Almosengänger:innen zubereitet. War die Geberfami-
lie an den Fleischkonsum gewöhnt und gab von der üblichen Mahlzeit et-
was für die Mönche oder Nonnen ab, so war diese Gabe anzunehmen.
Kam es zu einer Einladung der Sangha in das Haus eines Wohltäters, so
durfte angenommen werden, dass im Falle von Fleischmahlzeiten das Tier
extra fĂĽr diesen Anlass geschlachtet wurde und infolgedessen kein:e Ordi-
nierte:r es anzunehmen brauchte.
An anderer Stelle wird berichtet, dass einfache Menschen den Buddha ein-
luden und tatsächlich für diesen Anlass ihre einzige Ziege schlachteten, um
durch diese Gabe Verdienste für das nächste Leben zu erwirken. In diesem
Falle nahm der Buddha eine geringe Menge des Fleisches an, um das Opfer
zu wĂĽrdigen, stellte es der Sangha aber frei, darauf zu verzichten (was, wie
berichtet wird, die meisten auch taten) (vgl. Shabkar 2012).
Ernährungsgewohnheiten im Mahayana und Vajrayana
Auf der Homepage der Buddhistischen Gemeinschaft Salzburg schreibt
Axel Träxler unter dem Stichwort „Unachtsames Konsumieren“:
11 „[T]he normative (Pali Buddhist)
tradition is in many ways congruent
with that of Āyurveda“ (Fiorucci
2019, 59).
12 Jaina, Jina, war eine asketisch-
vegetarische Sekte zu Zeiten Bud-
dhas.
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Volume 4:2
- Title
- Limina
- Subtitle
- Grazer theologische Perspektiven
- Volume
- 4:2
- Editor
- Karl Franzens University Graz
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- Size
- 21.4 x 30.1 cm
- Pages
- 214
- Categories
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven