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95Die
Interviewten des MSDP |
Tabelle 1 : Mauthausen-Ăśberlebende im MSDP
Gesamtzahl der Audio- und Videointerviews 859
Interviews mit Befreiern und Sanitätspersonal –5
Zwischensumme 854
doppelt interviewte Personen –8
Zwischensumme 846
nicht in Mauthausen –22
fraglich ob in Mauthausen –6
Mauthausen-Ăśberlebende 818
Zur Frage, warum doch eine beträchtliche Zahl von Personen interviewt wurde, die
nicht zur Zielgruppe des MSDP gehörten, gibt es mehrere Antworten : Der in der Öf-
fentlichkeit bekannteste Fall betrifft Antonio Pastor MartĂnez, dessen Behauptung, ein
Ăśberlebender des KZ Mauthausen zu sein, im Jahr 2004 von den spanischen Histori-
kern Benito Bermejo und Sandra Checa widerlegt wurde.33 Pastors Fall steht in engem
Zusammenhang mit dem Fall Enric Marco, dem Präsidenten der spanischen Amical de
Mauthausen, dessen Ăśberlebensgeschichte im Jahr 2005 kurz vor der Befreiungsfeier
in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen von denselben Historikern als Fälschung entlarvt
wurde.34 In beiden Fällen wurden Angaben zu der angeblichen Inhaftierung in einem
nationalsozialistischen Konzentrationslager – ähnlich dem Fall Binjamin Wilkomirski
alias Bruno Dössekker35 – bewusst gefälscht, um zu verschleiern, dass Pastor und
33 Benito Bermejo/Sandra Checa : La construcciĂłn de una impostura. Un falso testigo de la deportaciĂłn de
republicanos españoles a los campos nazis, in : Migraciones & Exilios 5 (2004), S. 63–80. Pastors Name
wurde erst nach seinem Tod von den Autoren publik gemacht in : dies.: Comunicado [20. 5. 2005], URL :
http://www.exilioydeportacion.com/comunicado.htm (16. 9. 2020). Bereits im Kommentar zum Inter-
view hielt die Interviewerin Mercedes Vilanova Folgendes fest : «The atmosphere was splendid. I was
very well received and during the interview the wife of the interviewee offered me coffee and cake. But
somehow, I had the feeling that he did not remember or did not want to tell me too much about Maut-
hausen. He could not explain exactly what kind of work he had done there, carrying dead corpses of Jews.
But he entered Mauthausen with four other musicians (two of them were Jews) and when these two were
discovered, they were killed, and Antonio did not play music any more. Maybe this explains that he was
left in the barracks most of the time, doing nothing» (Eintrag in der MSDP-Datenbank, Datensatz 186).
34 Vgl. dazu Javier Cercas : Der falsche Ăśberlebende, Frankfurt a.Â
M. 2017 [2014], S. 317–320. Marco wurde
nicht vom MSDP interviewt, da er behauptete, im KZ FlossenbĂĽrg gewesen zu sein.
35 Binjamin Wilkomirski [d. i. Bruno Dössekker] : Bruchstücke. Aus einer Kindheit 1939–1948, Frankfurt
a. M. 1995. Siehe dazu Stefan Mächler : Der Fall Wilkomirski. Über die Wahrheit einer Biographie, Zü-
rich 2000 ; Irene Diekmann/Julius H. Schoeps (Hg.) : Das Wilkomirski-Syndrom. Eingebildete Erinne-
rungen oder Von der Sehnsucht, Opfer zu sein, MĂĽnchen/ZĂĽrich 2002 ; Sue Vice : Holocaust Fiction.
From William Styron to Binjamin Wilkomirski, London/New York 2000 ; Eli P. Sorensen : A Pathological
Core of Authenticity. Rereading the Case of Binjamin Wilkomirski’s Bruchstücke, in : Forum for Modern
Language Studies 49.1 (2013), S. 79–98.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik
Volume 1
- Title
- Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik
- Volume
- 1
- Authors
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Editor
- Heinrich Berger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21217-1
- Size
- 16.8 x 23.7 cm
- Pages
- 426
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen