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der Slowenen nach Mauthausen |
würde. Im Falle der Umsiedelung (die in einer endgültigen Form während des Krieges
nur schwer durchführbar sein würde) sei zuerst die Errichtung von Lagern notwen-
dig und die Bestimmung, wohin die Slowenen umgesiedelt und welche italienische
Bevölkerung angesiedelt werden solle. Bis zu diesen Maßnahmen sei die Stärkung der
faschistischen und italienischen Kulturorganisationen, die Propaganda (Einschüchte-
rung), die Vereinheitlichung des Schulsystems mit dem italienischen, die Erhöhung
der italienischen Unterrichtsstunden, die Einschränkung des Universitätszuganges
und danach die Entscheidung, welche Funktion die Universität übernehmen solle,
notwendig. Die Wirtschaft solle möglichst für staatliche und Kriegszwecke genutzt
werden, schrittweise solle die Verfassung und die Steuerordnung nach italienischem
Vorbild geändert werden, Beamte und anderes Personal, das nicht loyal zu Italien sei,
sollten entfernt, andere gezwungen werden, die italienische Sprache zu erlernen.41
Nach dem italienischen Waffenstillstand wurde die Provincia di Lubiana von deut-
schen Truppen besetzt und im Herbst 1943 der «Operationszone Adriatisches Küsten-
land» eingegliedert.42
Die ungarische Besatzung in Ostslowenien
Das sogenannte Übermurgebiet (slowenisch Prekmurje, ungarisch Muravidék) in Ost-
slowenien wurde 1941 zuerst von deutschen Truppen besetzt. Anfangs wurden diese
von der Bevölkerung begeistert empfangen. Dies erklärt sich zum einen durch die Ei-
genheit der Region in ethnischer, sprachlicher und religiöser Hinsicht im Vergleich
zum restlichen Slowenien. Neben einer nicht unbedeutenden ungarischen Minderheit
und der größten jüdischen Gemeinde Sloweniens gab es in Prekmurje auch eine deut-
sche Volksgruppe (sogenannte «Donauschwaben»).43 Der Schwäbisch-Deutsche Kul-
turbund, seit 1939 unter nationalsozialistischer Führung, hatte in Murska Sobota (Mu-
raszombat) eine starke Organisation und bemühte sich um einen Verbleib Prekmurjes
unter deutscher Herrschaft.44
41 Graziolis Programm ist abgedruckt in Matteo Bressan : Aspetti dell’occupazione italiana in Slovenia (1941–
43), in : Dimensioni e problemi della ricerca storica 1 (2006), S. 49–82, hier 58–60.
42 Zu dieser Periode siehe Michael Wedekind : Nationalsozialistische Besatzungs- und Annexionspolitik in
Norditalien 1943 bis 1945. Die Operationszonen «Alpenvorland» und «Adriatisches Küstenland», Mün-
chen 2003 (Militärgeschichtliche Studien, 38), München 2003, S. 394–406.
43 Peter Jordan. Regionale und kulturräumliche Identitäten in Slowenien, in : France Bernik/Reinhard Lauer
(Hg.), Die Grundlagen der slowenischen Kultur. Bericht über die Konferenz der Kommission für inter-
disziplinäre Südosteuropa-Forschung im September 2002 in Göttingen, Berlin/New York 2010, S. 39–50,
hier 42.
44 In den Besprechungen über die Grenzziehung am 8./9. April 1941 in Graz war auch das Übermurgebiet
Thema. Im «Vermerk des Reichsministeriums des Innern über die Besprechungen in Graz betr. Okkupa-
tionsmaßnahmen in den besetzten slowenischen Gebieten» hieß es dazu : «Das Gebiet ist in seiner west-
lichen Hälfte überwiegend von Deutschen und zum Deutschtum hinneigenden Prekmurzen besiedelt,
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Deportiert nach Mauthausen
Volume 2
- Title
- Deportiert nach Mauthausen
- Volume
- 2
- Authors
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Editor
- Melanie Dejnega
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21216-4
- Size
- 16.8 x 23.7 cm
- Pages
- 716
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen