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dann in festgelegten Abständen Löcher gestanzt wurden. Diese waren dann als Klick
hörbar.
Wenn der Komponist beispielsweise das Tempo auf 60 Klicks pro Minute festlegt,
hat er pro Sekunde, also alle 24 frames einen Klick. Man nennt dies auch ein twentyfour
frame dick tempo. Wenn es beispielsweise bei Sekunde 6 eine Leinwandaktion gibt, die
musikalisch gefangen werden soll, ist dies das 144. Bild dieser Filmrolle oder eben der
7. Klick.
Entsprechend wurden die Metronomangaben in Klicks umgerechnet. Je schneller das
Tempo sein soll, desto weniger frames pro Klick gibt es. Wenn das Tempo doppelt so
schnell ist wie in dem Beispiel oben, also MM = 120, bedeutet dies, dass auf alle 12 frames
ein Klick kommt.
Die Musik wurde auf Magnetbändern aufgenommen (magnetic track oder mag track),
die bis hin zur Anzahl der Stanzen — jeder frame hat links und rechts eine Perforierung
mit je vier Stanzen — wie die 35-mm-Filmrollen beschaffen waren und die mit der glei-
chen Laufgeschwindigkeit (24 frames pro Sekunde) abgespielt wurden.
Während der Aufnahme hörten die Musiker auf einer Seite mit einem Kopfhörer den
Klick, das andere Ohr blieb frei fĂĽr das Intonieren und das Zusammenspiel.
Bei allen Vorteilen, die die Verwendung von Klicks hat, gibt es natĂĽrlich auch Schwie-
rigkeiten bei diesem Verfahren. Die Problematik bei der Verwendung von Klicks ist
musikalischer Natur. Der Klick sorgt fĂĽr punktgenauen Einsatz der Musik und genaues
Timing bei der Aufnahme. Aus nachvollziehbaren GrĂĽnden ist allerdings das agogische
Musizieren, das gemeinsame Atmen und Phrasieren, leichter, wenn ein Dirigent das Or-
chester nur fĂĽhrt und dabei auf das strenge Reglement des Klicks verzichtet. Es ist schon
fĂĽr einen Musiker manchmal schwer, zum Klick zu spielen, ohne dass es mechanisch
klingt. Umso schwerer ist es fĂĽr einen Dirigenten, dem Klick zu folgen und dabei das
Orchester natürlich klingen zu lassen. Geradezu unmöglich wird es, wenn die Tempi sich
graduell verändern, also bei ritardando- oder accellerando-Stellen bzw. bei Stellen mit ad
lib- Tempo.
Wenn sich zum Beispiel das Tempo der Musik ständig geringfügig ändert, wie dies
oft bei Revue- oder Tanzszenen der Fall ist, gibt es als Kompromiss die Möglichkeit eines
sogenannten variable dick tracks, bei dem der Musikeditor per Hand, den musikalischen
oder szenischen Erfordernissen entsprechend, die Stanzen einfĂĽgt.
In Notes To You schreibt Steiner, dass er einer der ersten Dirigenten gewesen sei, der
das Click-track-Verfahren angewendet hatte, und dass er die damit verbundenen musika-
lischen Schwierigkeiten gut in den Griff bekommen habe.
Der Filmkomponist Max Steiner
1888 - 1971
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Der Filmkomponist Max Steiner
- Subtitle
- 1888 - 1971
- Author
- Peter Wegele
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 302
- Keywords
- Film Music, Biography, Cinema, Musical science, Musicology, History of Music
- Category
- Biographien