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1.2. FĂĽmmusiktechnik 35
Während die Instrumente im Generalbasszeitalter je nach Bedarf eingesetzt wurden,
setzten sich ab dem Spätbarock gleichbleibende und geregelte Besetzungen durch. Diese
Starre der Kombinationen wurde zu Beginn der Klassik ebenso aufgehoben wie die Ein-
heit des Affekts. Es gab Mischfarben, bei denen zum Beispiel eine Bläsergruppe gemein-
sam mit den Streichern die Melodieführung hat. Stufenweise Lautstärkeveränderungen,
Crescendi und Decrescendi wurden zu wichtigen Gestaltungsmitteln. EingefĂĽhrt und eta-
bliert wurde dies zuerst von dem berĂĽhmten Orchester der sogenannten Mannheimer
Schule. Die Artikulationsfähigkeit in den Einzelstimmen, deren wachsende Individuali-
sierung sich beispielsweise in den Streichquartetten Haydns oder Mozarts manifestierte,
führte zu einer Flexibilisierung auf verschiedenen Ebenen. Diversen Artikulationsmög-
lichkeiten innerhalb der Melodie einer Stimme stehen auch differenzierte Artikulationen
der einzelnen Stimmen zueinander gegenĂĽber. Bereits bei Beethoven gibt es eine weitere
Entwicklung der Instrumentierung. Vor allem die erweiterte Differenzierung der unteren
Register ist eine neue Errungenschaft Beethovens, so zu sehen in den langsamen Sät-
zen der 5. und 7. Symphonie, die jeweils mit einer Mischung von Bratschen, Celli und
Kontrabässen beginnen. In der 5. Symphonie erweiterte Beethoven den Tonraum nicht
nur nach unten (Kontrafagott, drei Posaunen), sondern auch nach oben (Piccolo). Der
Posaunensatz gehört seit Beethoven ebenso zum Standard des romantischen Symphonie-
orchesters wie auch die Horngruppe, die bis zum vierstimmigen Satz vergrößert wurde.
Das divisi erweitert die Mehrstimmigkeit und die Anzahl der Musiker in den Streicher-
gruppen. Neue Spieltechniken, wie zum Beispiel das Tremolo und Vibrato, das Pizzicato
über längere Strecken, Flageoletttöne und auch extremere Dynamiken erweitern die Aus-
drucksmöglichkeiten der Streicher.
Die Steigerung der klanglichen Ausdrucksmöglichkeiten bzw. die strukturelle Ver-
dichtung der Musik durch Klang wurde nicht nur durch neue Spieltechniken, sondern
auch durch Fortschritte im Instrumentenbau möglich. Insbesondere die Blechbläser
konnten nach der Erfindung der Ventiltechnik durch den Berliner Kammermusiker
Heinrich Stölzl (1777—1844) universell eingesetzt werden, da es jetzt keine tonartbeding-
ten Einschränkungen mehr gab. Durch diese neuen Klangmöglichkeiten einerseits und
die ausgewogene Verteilung der einzelnen Instrumentengruppen andererseits wurde das
Orchestervolumen an sich erheblich gesteigert.
Auch die Holzblasinstrumente haben in relativ kurzer Zeit eine enorme technische
Entwicklung erlebt. Johann Sebastian Bach hatte in seinen wichtigsten Werken (z. B. Jo-
hannes- und Matthäuspassion, Oratorien, Kantaten) die Oboe, die Oboe d'amore und
das Englischhorn zu wichtigen Solo- und Orchesterinstrumenten gemacht, auch wenn
die Barockoboe noch relativ einfach konstruiert war. Hundert Jahre später war die Oboe
bereits ein technisch hochkomplexes Instrument.
Der Filmkomponist Max Steiner
1888 - 1971
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Der Filmkomponist Max Steiner
- Subtitle
- 1888 - 1971
- Author
- Peter Wegele
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 302
- Keywords
- Film Music, Biography, Cinema, Musical science, Musicology, History of Music
- Category
- Biographien