Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Der Filmkomponist Max Steiner - 1888 - 1971
Page - 40 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 40 - in Der Filmkomponist Max Steiner - 1888 - 1971

Image of the Page - 40 -

Image of the Page - 40 - in Der Filmkomponist Max Steiner - 1888 - 1971

Text of the Page - 40 -

4ü i. Einführung Um diese klangliche Unausgewogenheit zu vermeiden, schlägt Eisler vor, den Streicher- apparat mit zwei Geigen, Bratschen, Celli und Kontrabässen zu erweitern sowie das Holz zwei- bis dreifach zu besetzen, um das Filmorchester dem symphonischen anzunähern. In Kapitel 3 dieser Arbeit wird gezeigt, dass Max Steiner in seiner Musik zu Casa- blanca sowohl homophone als auch polyphone Gestaltungsprinzipien anwendet. Ein Beispiel für homophone Strukturen wäre das Stück Africa aus der Einleitungsmusik. Eine von Holzbläsern und Streichern unisono vorgetragene Kantilene wird durch eine von Blech- und Saiteninstrumenten gespielte ostinate Begleitung unterstützt (vgl. Kap. 3.5.1). In seinem Titel Nazi Spy, der einem Teil der Rückblende unterlegt ist, wendet Stei- ner bewusst polyphone Stimmführungen an, um durch die so entstehenden Dissonanzen ein Gefühl der Beklemmung hervorzurufen (die entsprechende Filmsequenz zeigt den deutschen Einmarsch in Frankreich, vgl. Kap. 3.5.2.4). Hermann Grabner schreibt in sei- ner Harmonielehre über Dissonanzen im polyphonen Satz: „Im Zuge linearer Entwicklung werden auch komplizierte Intervallverhältnisse vom Ohr mühelos und ohne Bewusstwerden der gespannten Dissonanzwirkungen aufgenommen."48 Max Steiner wendet die Dissonanzspannungen dort an, wo sie dem Spannungsmoment der Filmhandlung dienlich sind. Er lässt sie dort weg, wo sie dem Gebot der Klarheit zuwiderlaufen. Da seine Skizzen sehr eindeutig waren und zudem Hugo Friedhofer ge- nau wusste, wie die Vorstellungen Steiners in konkrete Orchestersprache zu übersetzen waren, kann man davon ausgehen, dass es in der Filmmusik zu Casablanca, wie natür- lich in den anderen Werken Steiners auch, stets eine differenzierte, den Erfordernissen des Filmes angepasste, wahlweise homophone oder polyphone Satzweise gibt. Hugo Friedhofer hat die Partitur für Casablanca auf vorgefertigte Partiturbögen geschrieben und nutzt das gesamte Orchesterspektrum. In der Partitur stehen, von oben nach unten, Flöten (Piccolo und normale Querflöte, deren Stimme im Regelfall von der Piccoloflöte oktaviert gedoppelt wird), Oboen, Englischhorn, Klarinetten (in B und in A, sowie Bass- klarinette), Bassoon (Fagott), Hörner (meist in F), Trompeten, Posaunen, Tuba, Pauken, Vibraphon, Harfe, Celeste, ein oder zwei Klaviere, Schlagwerk und der komplette Strei- cherapparat. Die klangliche Nähe zu Komponisten wie Strawinsky oder Richard Strauss, die Kurt Weih1 in seinem Aufsatz angesprochen hat, findet sich in dieser Orchestrierung wieder. 48 Hermann Grabner: Harmonielehre. Bärenreiter Verlag. Kassel, 1994. S. 199.
back to the  book Der Filmkomponist Max Steiner - 1888 - 1971"
Der Filmkomponist Max Steiner 1888 - 1971
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Der Filmkomponist Max Steiner
Subtitle
1888 - 1971
Author
Peter Wegele
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
302
Keywords
Film Music, Biography, Cinema, Musical science, Musicology, History of Music
Category
Biographien
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Der Filmkomponist Max Steiner