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1.2. Filmmusiktechnik 45
solle. Einer der eifrigsten Verfechter der „reinen" Musik war der Kritiker, Universitäts-
professor und Hofrat Eduard Hanslick (1825—1904). Er schrieb in seiner Zeitschrift Vom
Musikalisch-Schönen. Ein Beitrag zur Revision der Ästhetik der Tonkunst (1854) beispiels-
weise, das Schöne habe „überhaupt keinen Zweck, denn es ist bloße Form" und die
Schönheit eines Tonstücks sei „spezifisch musikalisch". Dabei stellte er nicht infrage, dass
eine musikalische Aussage auch Bedeutung haben könnte. Diese Bedeutung könne aber
nur musikalischer Natur sein. So könne Musik zum Beispiel „stürmisch" sein, aber nicht
„stürmischen Mut" ausdrücken. Das Einzige, das durch Musik ausgedrückt werden solle,
seien „musikalische Ideen":
„Eine vollständig zur Erscheinung gebrachte musikalische Idee ist bereits etwas selbst-
ständig Schönes, ist Selbstzweck und keineswegs erst wieder Mittel oder Material zur
Darstellung von Gefühlen oder Gedanken ... Tönend bewegte Formen sind einzig und
allein Inhalt und Gegenstand der Musik."S4
Anders herum verhält es sich mit der Musik des 20. Jahrhunderts. Für viele Betrachter ist
die sogenannte ernste Musik des 20. bzw. 21. Jahrhunderts an einem Scheideweg, von vielen
nicht mehr verstanden. Neben anderen Komponisten wie Korngold oder auch Alfred New-
man, Bernard Herrmann, John Williams oder Miklos Rosza war es Max Steiner, der durch
seine Tätigkeit als kommerzieller Filmkomponist die moderne symphonische Musik auf ein
neues Medium, den Film, übertrug und so über mehrere Jahrzehnte einem größeren Pu-
blikum zugänglich machte. Hanns Eisler schrieb diesbezüglich der Filmmusik eine verbin-
dende Funktion zwischen den gebildeten Ständen und dem Volk zu. Die schwer verständli-
che neue Musik könne nur in Verbindung mit anderen Medien eine Perspektive haben.
„Die historische Kluft zwischen Kunst und Unterhaltung wird aufgehoben und seine Ele-
mente werden sich in einer neuen Einheit wechselseitig durchdringen."^
Max Steiner, der Pionier der modernen Filmmusik, hat den Grundstein dafür gelegt,
dass diese symphonische Musik heute ein anerkannt wichtiger Bestandteil des Films ist,
sowohl emotional-künstlerisch, aber letztendlich auch für die kommerzielle Vermark-
tung. Und doch ist er heute außerhalb der Kreise, die sich mit dem Thema Musik im
Film auseinandersetzen, fast vergessen.
54 Vgl. undzit. in: Gerhard Nestler: Geschichte der Musik. Serie Musik Piper Schott. B. Schott's Söhne.
Mainz, 1988. S. 507, 575.
55 Vgl. Claudia Bulleriahn, 2001. S. 54.
Der Filmkomponist Max Steiner
1888 - 1971
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Der Filmkomponist Max Steiner
- Subtitle
- 1888 - 1971
- Author
- Peter Wegele
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 302
- Keywords
- Film Music, Biography, Cinema, Musical science, Musicology, History of Music
- Category
- Biographien