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$Z i. Einführung
In dem Film Morning Glory zitiert er zum Beispiel Sidewalks ofNew York, im Film The
Lost Patrol verarbeitet er im Abspann Should Out Acquaintance. In Symphony ofSix Mil-
lion, der im jüdischen Milieu spielt, verwendet Max Steiner die jüdischen Hymnen Kol
Nidrei, Eili, Eili und andere „jewish classics", wie er sie 1933 in einem Interview genannt
hatte.73 In Jhey Died With Their Boots On verarbeitet er unter anderem den irischen
Marsch Gary Owen, When Johnny Comes Marching Home und The Battle Cry OfFreedom.
Als er noch in der Vorbereitung des Filmes Gone With the Wind war, machte der Pro-
duzent David O. Selznick dem Komponisten Steiner klar, dass für ihn der musikalische
Schwerpunkt weniger bei Eigenkompositionen Steiners als vielmehr bei Originalstücken
lag. So schrieb er in einem Memo an Steiner u. a. Folgendes:
„... I have a dozen people ask nie hopefully whether Gone With the Wind will give the
feeling of the Old South in its whole score — whether the score will be based entirely, or to
a large extent, upon the strains and songs and compositions of that particular period and
civilization. And I am increasingly depressed by the prospect that we are not going ... to
use the great Southern pieces for a large section of our score ... I should ... appreciate it
if Mr. Steiner would adapt whatever his plans are for the score to use, instead of two or
three hours of original music, little original music and a score based on the great music of
the world, and of the South in particular."74
Auch wenn Selznick Max Steiner in dieser Frage unter Druck setzte, schaffte es dieser
doch, einen Großteil der Musik für diesen Film mit seinen eigenen Kompositionen zu
besetzen. Dennoch finden sich darin eben auch einige Originalstücke von Frank Foster
und anderen Komponisten dieser Zeit.
73 Max Steiner in Author and Composer. Zit. in: Max Steiner: The RKO Years. CD Booklet. James d'Arc
(Hrsg.). Brigham Young Universky. Provo, Utah. Max Steiner hat sich nicht öffentlich über seinen
jüdischen Glauben geäußert. Max Steiners Großvater wurde auf dem israelitischen Friedhof in Wien
beigesetzt. Seinem Vater gelang als jüdischem Intellektuellen 1938 in höchster Not die Flucht aus Wien.
Seine Mutter war allerdings katholisch und er selber wurde nicht jüdisch erzogen. Bill Whitaker zitiert
in seinem Begleittext zu der CD The Son of Kong (Marco Polo) Steiners Frau Louise, dass auch ihr
gemeinsamer Sohn in einer Episkopalen Kirche getauft worden sei. Auf jeden Fall hat Steiner mehr-
mals an den Jewish Weifare Fund gespendet, so beispielsweise $ 2.^00 im Jahr 1944. Die Verwendung
von Kol Nidrei und anderen jüdischen Liedern könnten also durchaus über die reine Funktionalität
auch ein Beleg für Max Steiners jüdisches Bewusstsein sein. Zudem wurden für ihn mehrfach Bäume
in Israel gepflanzt und er bekam eine Ehrenmedaüle des Jewish Weifare Fund (siehe Kap. 6).
74 Aus einem Memo von David O. Selznick an Max Steiner und Lou Forbes vom 9. Oktober 1939.
Aus: Rudy Behlmer (Hrsg.): Memo from David O. Selznick. Samuel French Publishing. Hollywood,
1984. S. 217/218
Der Filmkomponist Max Steiner
1888 - 1971
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Der Filmkomponist Max Steiner
- Subtitle
- 1888 - 1971
- Author
- Peter Wegele
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 302
- Keywords
- Film Music, Biography, Cinema, Musical science, Musicology, History of Music
- Category
- Biographien