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>mcs_lab> - Mobile Culture Studies, Volume 1/2020
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94 Mobile Culture Studies | >mcs_lab> 1 (2020)Christine Fürst | Die Wiener „Mahü“ rund um die Uhr erfolgen? Beziehung erschafft Sichtbarkeit, lässt Grenzen wahrnehmen und erkennen. Es war die Begegnung mit einem, an einer Einfassung eines Pflanzentroges lehnenden gepiercten und täto- wierten, ungefähr vierzigjährigen Mann, der mit starrem Blick die vorbeigehenden Menschen beobachtete, die ihm immer wieder in einem leichten Bogen auswichen, der Unsichtbares zum Ausdruck brachte. An seiner Seite befanden sich ein Hund und ein großes zusammengeschnürtes Paket an Habseligkeiten, das ihn als obdachlos auszuweisen schien. Es war eine Begegnung mit einem Obdachlosen in der Mariahilfer Straße, die vorerst bei der Forscherin eine gehörige Irritation auslöste. Der Versuch, mit dem an einem Betonso- ckel lehnenden Mann ins Gespräch zu kommen, scheiterte kläglich und endete mit seinem Wut- ausbruch über die Gesellschaft und einer ordent- lichen Schimpftirade. Erst in der Reflexion und durch Impulse aus der Projektgruppe wurde sich die Forscherin des Übertretens einer unsichtba- ren Grenze gewahr. Keine Türklingel oder Tür- schwelle ließen den öffentlichen Raum zum pri- vat gewordenen erkennen. Das Übertreten dieser unsichtbaren Grenze und damit das Eindringen in den von ihm in Besitz genommenen öffentli- chen Raum, ließ eine Interaktion von vornherein scheitern. Die sich nähernde Unwissende, sich keiner Grenze und keiner Schuld bewusst, traf auf einen Okkupanten, der sein „Reich“ gegen den Eindringling verbal verteidigte. Die Forsche- rin assoziierte im Erkennungsprozess, dass sie ein unerlaubtes Betreten ihrer privaten Räumlichkei- ten ebenso als Grenzverletzung gedeutet und dieses auch verbal verteidigt hätte. Walter Siebel sieht „am unteren Pol der sozialen Hierarchie eine wachsende Zahl der Ausgegrenzten, die für sich keine Chancen in dieser Gesellschaft erkennen können und die deshalb glauben, dieser Gesellschaft auch nichts schuldig zu sein. Sie reagieren mit Apathie und gelegentlichen Wut- ausbrüchen.“44 Der urbane Ort der Begegnung „Die Identität eines Raumes resultiert aus der Struktur der sozialen und kulturellen Merk- male“45, so Martin Wirbel. Da wir alle den urbanen Raum nutzen und uns kürzer oder län- ger darin aufhalten, bzw. viele Menschen auch auf ihn angewiesen sind, erhält der öffentliche 44 Vgl. W. Siebel: Die Bedeutung der Innenstadt aus soziologischer Sicht, S. 50. 45 Martin Wirbel: Der Raum als rhizomorphes Geflecht. Das TheAtro & einige Verkettungen. In: Manfred Omahna, Martin Wirbel, Elisabeth Katschnig-Fasch (Hg.), Der andere Blick auf die Stadt (=Kuckuck. Notizen zu Alltagskultur und Volkskunde, Sonderband 3/1999). Graz 1999, S. 74-89, hier S. 75. Abb. 4 & 5: Unsichtbare Grenzen Quelle: Christine Fürst, 2018.
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>mcs_lab> Mobile Culture Studies, Volume 1/2020
The Journal
Title
>mcs_lab>
Subtitle
Mobile Culture Studies
Volume
1/2020
Editor
Karl Franzens University Graz
Location
Graz
Date
2020
Language
German, English
License
CC BY 4.0
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
108
Categories
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