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16 Mobile Culture Studies. The Journal 1 2o15
Joachim Schlör | Die Schiffsreise als Ăbergangserfahrung in Migrationsprozessen
Neben foucault stĂŒtzt sich Siegel auch auf die von henri LefĂšbvre entwickelten Konzepte der
Konstruktion von RĂ€umen und nimmt so eine âgenaue Analyse des Ortes und Raumes âSchiffâ
vorâ. Auf die theoretischen AnnĂ€herungen zu unserem Thema komme ich gleich zurĂŒck. In
Zusammenarbeit mit David JĂŒnger und Björn Siegel soll eine literarische Anthologie entstehen,
die Texte â aus TagebĂŒchern, Briefen, Memoiren â zum Thema der Schiffsreise versammelt.
Die Einladung auf die Kurt-David-BrĂŒhl-Gastprofessur an der UniversitĂ€t Graz im Sommerse-
mester 2014 bot dann die Gelegenheit, die damit verbundenen fragen in einem Workshop zu
vertiefen. Die Schiffsreise produziert eine Vielzahl von Dokumenten, die allerdings nirgends
systematisch gesammelt wurden und sich hÀufig noch in privatem Besitz befinden: Briefe und
TagebĂŒcher, Bord-MerkblĂ€tter, Tickets und Speisekarten, literarische Manuskripte, fotogra-
fien und Zeichnungen. Der Workshop hatte zum Ziel, solche Quellen â historische ebenso
wie literarische oder visuelle â ĂŒber die Schiffsreise als Ăbergangserfahrung zu identifizieren,
Möglichkeiten ihrer Bewahrung zu suchen, und methodische wie theoretische AnnÀherungen
zu ihrer Analyse im Rahmen einer interdisziplinÀren Migrationsforschung zu diskutieren.
Neben den hier publizierten BeitrĂ€gen von David JĂŒnger, Elisabeth Janik und Philipp Mettauer
stellten auch Björn Siegel (âEin Ort zwischen Europa und PalĂ€stina: Die Jungfernfahrt der S.S.
Tel Aviv im Jahre 1935â) sowie Johanna de Schmidt und caroline Matjeka (âIm Transit auf dem
Ozean â Schiffszeitungen als chroniken interkontinentaler Ăberfahrten im 19. und 20. Jahr-
hundertâ) ihre seither oder kĂŒnftig in anderen Publikationen veröffentlichten Arbeiten vor und
diskutierten sie gemeinsam mit Gabriele Anderl, Dieter hecht, Gerald Lamprecht, Eleonore
Lappin-Eppel und Johanna Rolshoven.
III
Zur Einordnung dieser konkreten forschungen in weitere wissenschaftliche ZusammenhÀnge
bieten sich, bedingt durch die unterschiedliche herkunft der am Workshop Teilnehmenden,
vor allem zwei Arbeitsfelder an. Im Kontext der JĂŒdischen Studien sind hier die Stichworte
âPort Jewsâ und âJewish Maritime Studiesâ zu nennen, im Bereich der Kulturanthropologie
und EuropĂ€ischen Ethnologie sind â(Rites de) Passageâ und âLiminalitĂ€tâ wesentliche Kon-
zepte. Sie in einen Dialog zu bringen, also am Beispiel der Schiffsreise Themenfelder und theo-
retische Ăberlegungen aus den JĂŒdischen Studien und aus der Kulturanthropologie im jungen
feld der Mobile Culture Studies zusammenzudenken, war dabei unser wesentliches Anliegen.
âJewish Maritime Studiesâ gibt es noch nicht in ausgereiftem Zustand. In einem Sonder-
heft unserer Zeitschrift Jewish Culture and History wurde vor einigen Jahren versucht, sie zu
begrĂŒnden: âWhereas there are established fields of research, especially at the University of
Southampton, such as Maritime Engineering or Maritime Archaeology, the study of âthings
maritimeâ in the humanities has only just begun. There seems to be something specific and (in
the true sense of the word) debatable about the idea of Jewish Maritime Studies. The study of
âJews and the Seaâ â truly one of those all-too-big topics â might offer an interesting and hope-
fully innovative framework.â 19 In ihrem auf das Potsdamer DfG-Graduiertenkolleg âMakom:
19 Schlör, Joachim. 2012. âTowards Jewish Maritime Studies. An introductionâ, Jewish Culture and History, vol. 1,
2012: Jewish Maritime Studies, pp. 1-6, hier p. 1.
Mobile Culture Studies
The Journal, Volume 1/2015
- Title
- Mobile Culture Studies
- Subtitle
- The Journal
- Volume
- 1/2015
- Editor
- Karl Franzens University Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2015
- Language
- German, English
- License
- CC BY 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 216
- Categories
- Zeitschriften Mobile Culture Studies The Journal